"Bitte ziehen Sie eine Nummer"
"Wir bedienen folgernde Nummer"
Solche Sprüche Hinweise kennen wir aus Ämtern und Behörden. Sie sind oft mit "Personenaufrufanlagen" verbunden.
Die Hersteller solcher Anlagen melden enorme Umsatzsteigerungen, weil jetzt auch normale Geschäft so etwas einführen.
In Spanien ist das "Nummer Ziehen" auch in normalen Geschäften längst schon normal geworden.
Dass es aber auch anders gehen kann, zeigt England ganz gut:
Dort steht man gesittet in einer Schlange und drängelt sich nicht vor. Man betrachtet so etwas als Höflichkeit und alle halten sich dran.
Was ist nun besser ?
Natürlich vermeidet das Nummernziehen das Übliche "ich stand vor dir" und ähnliche Sprüche.
Ein TV-Sender hat es mal an einer Würstchenbude ausprobiert:
Die Kunden haben es als "angenehm" empfunden, dass sie nun nicht stur an einer Stelle in der Schlange stehen mussten.
Ein akustisches Signal machte sie darauf aufmerksam, dass sie an der Reihe waren.
Der Wirt war aber froh, als der Test beendet wurde. Natürlich ging ihm das dauernd ertönende Signal so ziemlich auf die Nerven.
Auf der anderen Seite verursachen solche "Personenaufrufsysteme" auch Kosten:
Das System kostet in der Anschaffung Geld und auch der Betrieb ist durch Stromkosten, Wertverlust unde Abreißmarken nicht gerade billig.
Dem Inhaber ist es egal, ob seine Kunden in der Reihenfolge dran kommen, wie sie "das Recht dazu haben". Es ist nicht sein Problem. Er legt die Kosten dieses "Kundenservices" auf jeden Fall auf seine Kunden um.
Obwohl nun scheinbar alles bequemer geht, gibt es auch weitere Nachteile:
Hat ein Kunde den Lade verlassen, funktioniert das Nummernsystem als "Bremse", Man muss immer erst abwarten, ob der Betreffende das Signal mitbekommen hat. Nach einer gewissen Wartezeit kann dann erst auf die nächste Zahl umgeschaltet werden.
Was ich persönlich immer (bei Behörden) als "Zumutung" empfunden habe:
Man sieht dass man eigentlich an der Reihe wäre. Alle Bearbeitungsplätze sind frei. Trotzdem ändert sich die Nummer nicht.
Stattdessen sieht man das Personal erst einmal (scheinbar) gemütlich einen Plausch halten .. während die Kunden "auf der Wartebank sitzen".
Teilweise wird das Nummernsystem nicht zweckentsprechend genutzt, sondern eher wie ein Türstehersystem
"Ja.. jetzt sind wir so gnädig, dich bedienen zu wollen. Und wehe du kommst vorher, Das darfst du nicht"
Die Schilder und Linien auf dem Boden vor diversen Schaltern halte ich auch für eine Zumutung.
1-2 Meter entfernt muss man entfernt stehen .. aus Gründen der Privatsphäre.
Wirkt oft genug so, als wenn man in einem Freizeitpark wartet, um endlich auch an die Reihe zu kommen. Zuschauen ja .. aber schön weit weg.. bis du selbst dran bist.
Was ist dadurch "privater" dass man an einem Bankschalter zwar sehen kann, wie viel Geld da jemand einzahlt oder ausgezahlt bekommt .. aber eben nur von "etwas weiter weg" ?
Während man dort also sehr viel Abstand hält, kommt man sich in der "Wartezone" vor wie "Sardinen in der Dose".
Irgendwie erinnert mich das Ganze eher an einen "Gang zu einer Schlachtbank".
Ich gebe zu: Ich warte nie gerne.
Je länger ich an einer Stelle stehen muss, desto ärgerlicher werde ich innerlich. Sehe ich dann, dass es vorne nicht weiter geht. wäre es nicht das erste Mal, dass ich ein Geschäft auch verlasse, ohne etwas eingekauft zu haben.
Für mich ist die Länge einer Kassenschlange auch ein Zeichen, wie gut der Service ist.
Lange Schlange mit wenigen besetzten Kassen = schlechter Service.
Zieht sich die Schlange durch den halben Laden, ohne dass es vorwärts geht .. drehe ich schon direkt am Eingang wieder um.
Das was ich brauche bekomme ich immer auch woanders.
Ein Nummernsystem würde daran auch nichts ändern.
In England dagegen habe ich es immer gelassener gesehen. Dadurch dass keiner vordrängelt, ist man auch ruhiger. Das Warten ist nicht so nervig.
Auch wenn alle Alles geregelt und geordnet haben wollen .. es geht auch ohne das "Nümmerchen Ziehen"
Höflichkeit und nicht vordrängeln .. und wenn man dann vielleicht nur 1 Teil hat, findet sich immer wieder ein netter Mitmensch, der sagt "Sie haben doch nur 1 Teil. Gehen Sie doch vor" .. auch ohne dass man gefragt hatt, ob man vor darf.