Ölstand prüfen. Wie viel nachfüllen ?

  • Für manchen Autofahrer ist das Ölstandprüfen immer noch "ein Buch mit 7 Siegeln".
    Wie es geht, sollte man aber eigentlich wissen.


    Grundsätzlich gibt es zwei "Anzeigemöglichkeiten" in jedem Fahrzeug:


    Ölkontrollleuchte
    Wenn sie aufleuchtet, ist es schon zu spät. Der Motor hat nur noch so wenig Öl, dass man damit nicht mehr weiter fahren darf. In der Regel ist nur noch ca. 1 Liter vorhanden. Das reicht auf keinen Fall mehr für normales Fahren. In den diversen Handbüchern ist jetzt nachzulesen, dass der Wagen sofort abgeschaltet und in eine Werkstatt verbracht werden muss.
    NICHT jetzt hinfahren, sondern ohne eigene Motorkraft hinbringen lassen.


    Ölmessstab
    Dieses "Stück Blech" ist bei der überwiegenden Anzahl von Fahrzeugen immer noch im Einsatz. Eigentlich ein Anachronismus aus der Anfangszeit der motorisierten Fahrzeuge. Damals musste man auch noch den Inhalt des Kraftstofftanks auf diese Art "abmessen" bzw. "peilen" .. weshalb der Ölmessstab auch immer noch "Ölpeilstab" genannt wird.
    Mehr als "peilen" kann man damit wirklich nicht.


    So ein "Peilstab" kann bei jedem Fahrzeug anders aussehen. Mal ist es ein ganz langer Draht und mal einfach ein kurzer Blechstreifen. Die Form und Ausführung ist von der Lage der Peilstabführung und der Entfernung zur Ölwanne abhängig. Ich hatte schon Autos, bei denen das Teil "ellenlang und schmal" war.


    Am Ende jedes Peilstabes gibt es aber zwei kleine Markierungen.
    Die unterste Markierung (am Ende) bedeutet immer "Minimal" = weniger Öl darf nicht im Motor sein, damit man damit noch schadlos fahren kann.
    Die obere Markierung bedeutet immer "Maximal" = mehr Öl darf nicht im Motor sein. Mehr schadet dem Motor auch.


    Mal steht auf den Peilstäben "MIN und "MAX" .. mal sieht man "L" und F"
    Nein, bitte fragt mich nicht, weshalb da ein F oder L steht.
    "F = Full" ok. Full = engl. "voll". "L = Leer" ? In Englisch müsste es aber "E = empty" heißen.
    Vielleicht auch ein weiterer Anachronismus aus den Anfängen der Autozeit ? ?(

    Bordinstrument als Ölmengenanzeige

    Ähnlich wie bei der Tankanzeige, zeigt es mehr oder weniger zuverlässig den Restinhalt an. In der Regel ist trotzdem noch weiterhin ein Peilstab vorhanden, damit man beim Einfüllen sehen kann, ob man schon genug eingefüllt hat.


    Die Zuverlässigkeit der Bordinstrumente ist allein abhängig von der Messeinheit.
    Ich hatte einen Alfa, bei dem ich angeblich täglich hätte Öl nachfüllen müssen. Die Gebereinheit war unzuverlässig weil sehr empfindlich. Ein leichtes Flüssigkeitsschwanken und schon flackerte die Ölstandinfo auf der Anzeige auf. Nachfüllen wäre jetzt tödlich für den Motor gewesen, weil er ja definitiv genügend Öl hatte.
    Die Messeinheit befand sich am Ende des Peilstabes. Ein Tropfen Öl darauf oder einfach mal "umrühren" und schon hörte die Warnung auf.


    Ein Mazda warnte nur, wenn der Ölstand unter 1 Liter gefallen war. Ein aktueller VW Golf Plus ließt sich, selbst nach dem Nachfüllen von Motoröl, nicht dazu bewegen, dass die Bordinstrumentenwarnung abgeschaltet wurde.


    Insgesamt sage ich zu den diversen Bordinstrumenten nur: Unzuverlässig wie sonst etwas.


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    Wie prüft man nun den Ölstand per Ölpeilstab ?
    Ganz wichtig am Anfang:
    - Der Wagen sollte eben stehen, damit das Öl überall das gleich Niveau hat. Steht der Wagen in einer Ebene höher/tiefer, kann man den Ölstand nicht korrekt feststellen.
    - Der Motor sollte kalt sein, damit sich das komplette Öl in der Ölwanne befindet. Mit noch warmen Motor befindet sich immer noch einiges an Öl im Kreislauf und kann deshalb zu falschen Messergebnissen führen. Überfüllung droht, wenn man nun misst und nachfüllt.
    - Es dauert immer einige Zeit, bis nachgefülltes Öl "messbar wird". Man muss deshalb zwischen dem einzelnen Nachfüllen immer möglichst viel Zeit vergehen lassen. Lässt man sich zu wenig Zeit, droht Überfüllung.



    1) Ölstab im Motorraum suchen und heraus ziehen
    Wo der Peilstab ist, ist abhängig vom Hersteller und Modell. Ich habe ihn schon ganz hinten gefunden oder eben "direkt vorne vor der Nase". Mal ist er auffällig markiert und mal völlig unauffällig. Am Besten gleich das Handbuch zu Rate ziehen, wenn man den Peilstab zuvor noch nie suchen musste.


    2) Ölstab reinigen
    Mit einem sauberen und fuselfreien Tuch ist es am Besten. Dieses Abwischen muss vor wirklich jedem Messvorgang wiederholt werden.


    Hier mal ein solcher gereinigter Ölstab im Foto
    Links ist das "F" für Maximum gut zu erkennen, während das "L" auf der rechten Seite schlechter erkennbar ist.
    Bei diesem Peilstab ist es gut, dass zwei kleine "Knöpfe" die Markierungen bilden. Bei anderen Peilstäben sieht man es oft nicht so deutlich.


    3) Das erste Messen
    Wir führen den Peilstab ein, warten etwas und ziehen ihn dann langsam heraus.


    Bei diesem Fahrzeug steht das Öl an der unteren Markierung. Minimum ist vielleicht gerade noch vorhanden = wir müssen auf jeden Fall Öl nachfüllen.


    4) Nachfüllen das Erste
    Wie viel Öl zwischen den einzelnen Markierungen eingefüllt werden kann, sagt dir ganz genau dein Handbuch. Mit einem 1/4 Liter (250 ml) machst du bei "Minimum" auf keinen Fall etwas falsch.


    Nimm eine "Ölkanne", achte auf die Markierung an der Öldose oder nimm einen kleinen Trichter. In viele "typische Trichter" passt sowieso nur 1/4-1/2 Liter rein. Notfalls testest du es vorher einmal aus ( indem du eine ganz bestimmte Menge Öl in einem Messbecher abmisst und diese dann in den Trichter gibst). Dann weißt du es für die Zukunft ganz genau.


    Jetzt wieder länger warten und nachmessen.

    OK. Halb voll. Damit könnte man also wieder unbesorgt fahren. Aber man kann auch weiter Öl hinzu geben.


    Wie man am Foto sehen kann, habe ich längere zeit gewartet. Das Öl hatte Zeit "durchzulaufen" und sich in der Ölwanne zu sammeln. Das sieht man auch am Peilstab.


    5) Nachfüllen die Zweite
    Während man bei "Min-Stand" noch relativ "grob arbeiten kann", muss man nach dem ersten Füllen schon aufpassen. Jetzt kommt es darauf an, dass man nicht am Ende zu viel eingefüllt hat !


    Jetzt muss man kleinere Mengen einfüllen und immer wieder länger warten.
    Im nächsten Foto habe ich mindestens 4x gestochert und gewischt, bis ich den Ölstand so einigermaßen erkennen konnte.
    Es war einfach kein bestimmtes Niveau erkennbar.
    Das liegt eben daran, dass das Öl immer noch auf dem Weg zur Ölwanne war = spart euch das schnelle und immer wieder neue messen. In paar Minuten mehr Zeit genommen und man bekommt die Anzeige gleich ganz deutlich.


    An diesem Punkt habe ich mit dem Nachfüllen aufgehört. Die Wartezeit zwischen ersten und zweiten Füllen hatte 6 Minuten betragen.


    Für das Nachfüllen von Öl muss man sich auf jeden Fall Zeit nehmen. Möchte man sich diese Zeit nicht nehmen, ist es besser, notfalls etwas weniger Öl einzufüllen als zu viel. "Halbvoll" genügt in eiligen Fällen schon aus.
    In dem Fall muss man aber die nächste "Peilung" etwas früher vornehmen als sonst üblich.