Manche Warnungen gehen an der Realität vorbei

  • Immer wenn ich "Warnungen von Fachleuten" in diversen Computerzeitschriften sehe, möchte ich "gleich loslegen". Ich mache es aber nicht sofort, sondern lasse einige Zeit verstreichen, weil ich die entsprechende Zeitschrift nicht in Misskredit bringen möchte, sondern nur allgemeine Infos geben will.


    "Lebensgefahr ! Gehört nicht in den Handel"
    So werden oft Geräte "abgewertet", die Netzteil-Probleme haben.


    Das Beispiel:
    In einer Zeitung werden mehrere Geräte abgewertet und man empfiehlt, die Geräte zum Händler zurück zu bringen, weil das Gerät lebensgefährlich ist.


    Wer nur die Warnung liest, wird sich vielleicht denken "was für ein Schrott-Gerät".
    Die Warnung war aber "Kokolores", weil sich die "Lebensgefahr" nicht auf das Gerät, sondern nur auf das externe Netzteil bezog.
    Da muss man nicht gleich das ganze Gerät verteufeln. Der Schwachpunkt liegt in einem Zubehörteil, das man jederzeit ersetzen kann.


    Die Zeitschrift hat in Bildern gezeigt, wie unsicher das Netzteil ist:
    Man sieht, dass am 230V-Anschluss Lötstellen sichtbar sind. An der Platine ist auch an der Auflötung etwas Kabel sichtbar.
    Die Kabel sind also nicht komplett isoliert und damit begründet die Zeitschrift eine komplette Abwertung.


    Jetzt kommen wir doch einmal zur Realität von elektrischen Geräten:
    Wenn jeder sichtbare und nicht isolierte Lötpunkt gleich Lebensgefahr bedeutet, darf man gar kein Gerät mit externen Netzteilen mehr kaufen. Bei allen externen Netzteilen sind Lötstellen freiliegend und unisoliert. Spätestens direkt am 230-V-Anschlussteil (Stecker) kann man oft die Lötung nicht in den Stecker selbst "versenken".
    Auf der Netzteilplatine sind auch Lötstellen nicht isoliert. Das geht auch gar nicht anders. Andernfalls müsste man zuerst das Netzteil komplett herstellen und dann in Kunststoff eingießen, bevor man es zusammen baut.


    Die angebliche "Lebensgefahr" besteht aus folgenden Gründen nicht:


    a) Nach der Montage besteht innerhalb des Netzteils keine Belastung
    = Kabel können sich nicht lösen. Sie verändern ihre Position nicht mehr


    b) Die Gehäuse der Netzteile sind in der Regel verschweißt
    = man bekommt keinen Kontakt zu den "gefährlichen Stellen"


    c) Gehäuse bestehen aus Kunststoff
    = selbst WENN sich innerhalb des Gerätes stromführende Kabel lösen würden, würde man durch den Kunststoff genügend isoliert sein, so dass keine Gefahr droht.


    d) Bei einem Gerätekurzschluss "fallen die Sicherungen" herunter
    = Sollte also wirklich mal jemand so saudumm sein, das Gerät zu öffnen, es dann in die Steckdose zu stecken und dann mit einem nicht isolierten leitendem Gegenstand an den stromführenden Kabeln herumzumachen, ist immer noch die normale Haussicherung da.


    Die Gefahr von ganz normalen Steckdosen ist Faktor 100 höher als die eines solchen Netzteiles. Wer so blöd ist, ein geöffnetes Netzteil unter Strom zu setzen, wird auch mit einer Stricknadel in der Steckdose herumstochern. Gegen "pure Blödheit" ist eben kein Kraut gewachsen.



    Natürlich besteht Lebensgefahr, wenn man direkt "an Strom packt". In einem isoliertem geschlossenem Gehäuse, das aber keine stromführende Verbindung zu leitenden Teilen hat, die man unabsichtlich anfassen könnte, besteht diese Gefahr eben nicht.


    Entsprechende "Total-Abwertungen" sollte man zwar nicht völlig ignorieren .. aber eben nur auf die eigentliche Gefahrenquelle beschränken. Bei einem "angekreideten" externen Netzteil tauscht man dann eben einfach das Netzteil aus. Fertig, schon ist die "Gefahrenquelle" beseitigt.


    Irgendwie sehe ich solche Abwertungen immer bei relativ unbekannten Marken. Während die Geräte selbst oft sogar bekannte Marken überflügeln, sorgt die "Gefahrenabwertung" dann dafür, dass dieses Markengerät auf dem letzten Platz landet. Es handelt sich dabei aber nicht immer nur um Billiggeräte und um Hausmarken. ?(