Unter http://www.muenchen-barcelona.de wird eine Ralley für Autos veranstaltet, die maximal 500 Euro Anschaffungskosten haben.
Da die Ralley in der Münchener Innenstadt beginnt, müssen alle Fahrzeuge eine gültige HU und Umweltplakette (grün) haben.
Damit scheiden schon einmal betagte Diesel aus. Nur alte Benziner bekommen eine grüne Plakette.
Da ich selbst seit einigen Jahren immer wieder 500-Euro-Autos suche und fahre: Soweit sind die Auflagen eigentlich kein Problem.
Man darf sich also faktisch eine totale Rostlaube kaufen, sie komplett restaurieren und an der Ralley teilnehmen.
Die Streckenführung ist eigentlich "nichts Besonderes". Straßenzustände , wie sie "landestypisch" sind, quer durch Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Andorra nach Spanien. Man braucht also kein spezielles "Ralleyfahrzeug" sondern nur eine Kiste, die man auch im normalen Alltagsleben einsetzen würde.
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Die Veranstalter gehen davon aus, dass es noch genügend alter Kisten gibt, die direkt einsetzbar sind.
Sorry, aber das ist eher ein Wunsch als Realität. "Nur mit 500 Euro" ist es nicht getan. Entweder sucht man sehr lange (ich brauche regelmäßig mehrere Monate für ein Auto mit gültiger HU) oder man muss einige Euros reinstecken.
Will man an der Ralley teilnehmen, sollte man also noch genügend Euros zum Reinstecken übrig haben.
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Welche Anforderungen sollte man stellen ?
1) Langstreckentauglichkeit
1.373 - 1.474 Km sind die normale Reisestrecke. Google Maps gibt eine Reisedauer von 12,5 bis 13,25 Stunden an.
Mit Fahrerwechsel ist es also kein Problem. Nur muss das Auto auch entsprechend komfortabel sein.
2) Haltbarkeit bzw. Reparaturfreundlichkeit
Keine Angst, auch nicht speziell vorbereitete "500-Euro.-Möhren" halten diese Strecke locker durch. Wenn am Wagen alles ausgetauscht wurde was wichtig ist, kommt es nur noch auf den Motor an.
Mein aktueller Benziner hat 272.000 Kilometer auf dem Tacho und hat diese Strecke faktisch jetzt schon mehrfach zurückgelegt.
Trotzdem sollte man mit einem Ausfall rechnen. Es ist aber auch nicht verboten, dass man sich vorher einen AT-Motor einbaut, der weniger Km auf dem Tacho hat.
3) Streckentauglichkeit
Mit einem tiefer gelegten Sportwagen würde es wahrscheinlich auf einigen Schotterpisten Probleme geben. "zu tief" wäre also nicht so gut. "Schotterpiste" muss aber nicht wirklich "Schotter" bedeuten. Auch viele deutsche Straßen sind schon so marode, dass sie eher einer Ralleypiste als einer normalen Straße entsprechen.
Tieferlegungen haben natürlich einen Vorteil bei hoher Geschwindigkeit. Da aber überall außerhalb von Deutschland Tempolimits herrschen (die auch ein Kleinwagen schafft) braucht man das eigentlich nicht .. oder sollte noch einige Tausend Euros für Geldstrafen mit dabei haben, wenn man sich nicht an die Begrenzungen halten will.
4) Kraftstoffverbrauch
Ein Auto, das viel Benzin verbraucht, ist nicht nur für den Geldbeutel schlecht. Gleichzeitig kostet auch jeder Tankstopp Zeit, wenn man zwischentanken muss. Schließlich geht es durch alle Hochgebirge von Westeuropa und es wird im Sommer sehr heiß werden. Da verbraucht jeder Wagen mehr als normal.
Einen Zusatztank einbauen ? Wäre möglich, wenn der TÜV seinen Segen dazu gibt.
5) Team-Auswahl
Die Fahrer sollten in der Lage sein, ohne "Pinkelpause" stundenlang fahren zu können. Erfahrene Fahrer mit Durchhaltewillen sind unerfahrenen "Kurzstreckenfahrern" vorzuziehen.
Da es sich nicht um eine gesperrte Ralleystrecke handelt, sondern um ganz normale Straßenverhältnisse, ist mit den ganz normalen Verkehrsproblemen zu rechnen: Staus , Unfälle, Mautstellen , Grenzübergänge usw.
Die Fahrer sollten also eher Gelassenheit mitbringen als "hektischen Siegeswahn"
6) Finanzielle Mittel
Nachdem das Auto vorbereitet ist, braucht man noch Geld für Tanken, Maut , Übernachtung, Verpflegung und das sowohl für die eigentliche Ralley als auch für die Rückreise.
7) Sprachkenntnisse
"Mit Englisch kommt man doch überall durch ? " Vergiss es. Du fährst durch Gegenden, in denen die Menschen nur ihre Landessprache sprechen. Mir ist es selbst schon passiert, dass ich in der französischsprachigen Schweiz auf einer Autobahnratsstätte mit Englisch nicht weiter kam. Zum Glück spreche ich aber auch mehrere andere Sprachen.
Englisch ist nur eine Notlösung. Idealerweise spricht man also Deutsch, Französisch,Italienisch und Spanisch und ist in der Lage auch die diversen Dialekte verstehen zu können. Die sogenannte "Hochsprache" verstehen auch in Deutschland alle .. aber als "Nichteinheimischer" wird man Mühe haben, die Bevölkerung zu verstehen.
Würde ich mit meinem aktuellen Auto daran teilnehmen ?
Kaufpreis: Passt
Langstreckentauglichkeit: Passt. Mittleklasse-Kombi
Rallytauglichkeit (Tempo): Passt für diese Anforderung
Ralleytauglichkeit (sehr schlechte Straßen) :
Passt nicht für diese Ralley. Der Wagen ist so weit tiefer gelegt, dass er keine Bordsteinkante hochkommt, ohne dass sich der Frontspoiler verabschieden würde.
Technik: Passt nicht
HU wird im Juli, wenn die Ralley stattfindet, abgelaufen sein. Mit weit über 270.000 Km und einem vorhandenem Motorschaden müsste ich mir wohl erst einen neuen AT-Motor einbauen lassen.
Finanzen: Passen nicht
Das Fahrzeug selbst ist zwar "gebrauchsfähig und sicher", jedoch würde auch ein AT-Motor den Wert des Fahrzeuges nicht so weit steigern, dass es einen Wertzuwachs bekommen würde.
Bei einem 500-Euro-Auto kann man machen was man will: Eine Wertsteigerung ist nur möglich, wenn es im optimalen Zustand mehr Wert hat.
Ich würde es wirklich gerne mal probieren.
Bei einer normalen Straßen-Ralley geht es zwar auch ums Gewinnen, aber hauptsächlich darum, dass man später sagen kann "ich war dabei" und "ich habe das Ziel erreicht".
Ich wünsche allen Teilnehmern "Rad und Achsbruch".
Genießt die Fahrt und erinnert euch später gerne wieder daran.