Solaranlagen müssen demnächst fernsteuerbar werden

  • Heute ist es noch relativ einfach geregelt:
    Man sucht sich aus, ob man direkt ins Netz einspeisen will oder die erzeugte Solarenergie direkt selbst verbrauchen möchte. Mancher baut sich auch große Akkusysteme ein, um unabhängig vom Stromnetz zu werden - das sind jedoch die Ausnahmen.
    Gleichzeitig ist es allein dem Willen und Geldbeutel des Eigentümers überlassen, wie viel Strom er produzieren möchte.


    Geht es nach der neuen Bundesregierung, wird sich das alles ändern :


    1) Die Einspeisung ins allgemeine Netz soll verpflichtend werden
    Eigentlich ist das dazu gedacht, damit Großkonzerne keine Anlagen speziell für bestimmte Kunden aufbauen, die sie dann exklusiv aus dieser Anlage beliefern. Wenn dieser Großkunde nämlich mal weniger Energie verbraucht, könnte der Rest der erzeugten Energie nicht genutzt werden.
    Die Bundesregierung hat aber selbst längst erkannt, dass das sowieso nicht passiert ; trotzdem sorgt sie für solche Fälle vor.


    Damit verbietet sie aber faktisch, dass selbst produzierter Strom auch direkt verbraucht werden darf.


    Wenn man also z.B. 50 Kw/H erzeugt und 50 Kw/h verbraucht, zahlt man keinen Cent dafür. Man würde also (grob gerechnet) aktuell 25 Cents pro Kw/h sparen. Das macht eine eigene Solaranlage erst attraktiv. Nur so kann sie sich möglichst schnell amortisieren.


    Mit der Verpflichtung zur Netzeinspeisung fällt der Sparfaktor aber auf den Differenzwert zwischen dem Einspeisewert und dem aktuellen Strompreis. Der Einspeisewert soll auf 12 Cents gedrosselt werden, während der Strompreis immer weiter steigt. Allein aus heutiger Strompreissicht, würde es also doppelt so lange brauchen, bis man den Anschaffungswert einer Solaranlage wieder eingespielt hat.


    2) Solaranlagen sollen fernsteuerbar werden
    Das ist eigentlich eine Zusatzklausel zur Regel Nummer Eins. Damit kann man dann als seitens des Netzbetreibers ganz genau steuern, wie viel Energie ins öffentliche Netz eingespeist wird. Wird viel Energie benötigt, bekommt der Eigentümer durchaus keinen eigenen Strom. Ist viel Strom im Netz vorhanden, kann es sein, dass er seinen Strom nicht mehr einspeisen kann.
    Die Kontrolle wird ihm also entzogen



    Folgende Zitate stammen aus Bundesveröffentlichungen und Pressemitteilungen. Sie zeigen durchaus auch Veränderungen in Ansichten und Maßnahmen auf.


    Zitat

    Künftig sollen Neuanlagen ab 5 Megawatt ihren Strom direkt vermarkten. Ab 2017 gilt das für alle Neuanlagen.


    http://www.bundesregierung.de/…im-koalitionsvertrag.html
    Kommentar: Eigentlich würde es damit also keinen "Privatstrom" mehr geben. Alles muss eingespeist werden.


    Zitat

    Auf dem Weg ins Zeitalter der erneuerbaren Energien benötigt das Land hocheffiziente und vor allem flexible konventionelle Kraftwerke. Dazu wird die Bundesregierung die rechtlichen und finanziellen Bedingungen für die umweltfreundliche Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) so gestalten, dass ihr Anteil auf 25 Prozent bis 2020 steigt. Noch 2014 sollen die Rahmenbedingungen für KWK, insbesondere das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz, überprüft und angepasst werden.


    http://www.bundesregierung.de/…im-koalitionsvertrag.html


    Kommentar:
    KWK-Anlagen sind oft in Braunkohlegebieten zu finden und in der Nähe von Müllverbrennungsanlagen. Wärme lässt sich nicht sehr weit transportieren und muss deshalb in unmittelbarer Abnehmernähe produziert werden.
    Dass diese Art der Wärmeversorgung relativ unflexibel ist und durchaus auch sehr umweltschädigend sein kann, wird jeder nachvollziehen können, der schon einmal ein Braunkohlekraftwerk oder Müllverbrennungsanlage in Betrieb gesehen hat. "Saubere Luft" ist es jedenfalls nicht, was da aus den Schornsteinen kommt.
    Diese Kraftwerkarten sollen aber jetzt vermehrt gebaut.. und sogar noch gefördert... werden


    Zitat

    Eine wichtige Maßnahme: das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz auf der Grundlage des Erfahrungsberichtes und unter Berücksichtigung von europäischem Recht fortzuentwickeln sowie mit den Bestimmungen der Energieeinsparverordnung abzugleichen.


    Im Gebäudebestand soll der Einsatz von erneuerbaren Energien weiterhin freiwillig sein.


    http://www.bundesregierung.de/…im-koalitionsvertrag.html


    Klartext: Ökoanlagen werden zunehmend Pflicht für neue Bauten werden.



    Zitat

    Von bisher durchschnittlich 17 Cent je Kilowattstunde für Windräder, Solar- und Biogasanlagen soll die Vergütung 2015 auf im Schnitt nur noch 12 Cent sinken,


    http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1536451 vom 18.01.2014



    Zitat

    Folgende Anlagen müssen ihren Strom künftig direkt vermarkten:


    2015: alle Neuanlagen ab einer Leistung von 500 Kilowatt (kW),
    2016: alle Neuanlagen ab einer Leistung von 250 kW und
    2017: alle Neuanlagen ab einer Leistung von 100 kW.


    Die Managementprämie entfällt und wird in die Vergütungen eingepreist. Im Interesse der Marktintegration müssen außerdem in Zukunft alle neuen Anlagen fernsteuerbar sein.


    Quelle: http://www.bundesregierung.de/…eckpunkte-eeg-reform.html


    Fazit ?
    Alles sieht danach aus, als wenn private Öko-Anlagen Pflicht werden sollen. Man soll seinen erzeugten Strom billig abgeben, um ihn dann doppelt so teuer wieder zurück zu kaufen.
    Zusätzlich zahlt man aber auf seine eigene Stromabnahme noch Steuern und Umlagen. Man wird also seinen eigenen Strom am Ende fast dreimal so viel zahlen, wie man zuvor dafür bekommen hat.


    Zum Glück muss dieses Gesetz erst noch die Parlamente durchlaufen, bevor es gültig wird.
    Bei den aktuellen Mehrheitsverhältnissen wird entscheidend werden, ob die Politiker ihren Amtseid wirklich ernst nehmen:
    "Nach bestem Gewissen entscheiden" und nicht nach Parteidoktrinen oder Koalitionsverträgen.


    Deutschland ist im Atomausstieg Vorreiter. Es wird auch Vorreiter werden, wenn man für Solarenergie als Erzeuger bezahlen soll.
    Entscheidet sich die Politik dafür, "die Sonnenenergie zu besteuern", wird es nicht mehr lange dauern, bis auch das Luftholen Geld kosten wird.


    In dem Fall können die Bürger nur durch Proteste zeigen, dass sie mit dieser Politik nicht einverstanden sind.