Fahrradhelme sind unvernünftig und unwirtschftlich

  • Soeben lese ich einen gleichnamigen Beitrag unter http://www.faz.net/aktuell/tec…r-radfahrer-12876835.html


    Ich kann ihn nur empfehlen.
    Er zeigt eigentlich sehr gut, wie sehr man Daten und Fakten so benutzen kann, das man immer das beweisen wird, was man beweisen können will.

    Zitat


    "Ich traue nur Statistiken, die ich selbst gefälscht habe"


    (Urheber unbekannt, wird jedoch Winston Churchill zugeschrieben)


    Wer gestern Abend "Raab" gesehen hat, hat eine neue Erfindung gesehen, die alle Argumente gegen den Fahrradhelm entlräftet:
    Eine Halskrause, die man einfach anlegt, und die sich bei einem Fahrradunfall schnell wie ein Aribag ausfaltet und schützende um den Kopf legt. Gleichzeitig damit verhärtet sie sich dabei und wird zu einem echten Helm.


    Sehr gute Erfindung, die weder die Frisur schädigt noch besonders unschön aussieht.
    Kragen anlegen und ab geht es mit dem Fahrrad. Erst wenn die Krause einmal nötig wird, muss man sie durch eine neue ersetzen.


    Und schon gibt es keine Argumente mehr gegen den Fahrradhelm ... außer vielleicht den Kosten.



    Trage ich einen Fahrradhelm ?
    Nein. Ich habe nämlich gar kein Fahrrad mehr. Das letzte habe ich verliehen und dem Entleiher wurde es gestohlen. Ohne Fahrrad ist ein Fahrradhelm nicht besonders sinnvoll. Als Fußgänger würde mich dieser Helm sowieso nicht sachgerecht schützen. Einen Fußgängerhelm gibt es aber noch nicht ;)

  • Ich finde Helme generell nur wenigstens halbwegs vernünftig, wenn das Zweirad, auf dem du dich bewegst, motorisiert ist. Warum?


    Fangen wir bei der Mofa an - kann und darf bis zu 25 km/h fahren - und hat n paar PS mehr unterm Schuh als n Mensch mit seinen 2 BS :D. Maulst du dich mit so nem Ding, dann maulst du dich. Ich brauch bei den Fahrzeugen gar nicht mehr weitermachen, denn es zeigt sich schon bei der Mofa deutlich.


    Schafft ein (normal trainierter) Mensch das auf dem Fahrrad? Bergab vielleicht ... auf gerader Strecke und bergauf wird es schon "ein bisschen anstrengender".


    Ein Fahrradhelm wäre hier in der Ecke bei denjenigen Fahrradfahrern angebracht, die mitten auf der Strasse freihändig und Erdnüsse-knabbernd ihr Fahrrad vorwärts bewegen. Unter "normalen" Umständen allerdings nicht.


    Sollte ich einen Denkfehler begehen, so bringe mir bitte die passenden Argumente.

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)

  • Vorweg eine Erklärung .. damit andere Leser nicht auch so lange grübeln müssen wie ich
    "Maulst du dich mit so nem Ding, dann maulst du dich"
    Bedeutung: Wenn du fällst, dann fällst du


    Das Zitat kommt aus dem Umgangssprachlichen. In der Umgangssprache wird so manches derber ausgedrückt als man es normalerweise schreiben würde.
    Rückwärtsentwicklung aus der "Hochsprache":
    Hinfallen --> auf die Nase fallen --> auf 's Maul fallen --> et voilá ... sich maulen = maulst du dich :D


    doch zurück zum Thema


    @ broken
    Beim Tempo musst du dich vertippt haben.
    25 km/h sind auch für ein Fahrrad kein großes Tempo. 20 km/h sind noch ganz normal und einmal fester treten und 25 liegen an. 50 km/h auf gerader Strecke erfordern zwar etwas Training, sind aber auch kein Problem . 75 km/h hatte ich auch schon bergab auf meinem Fahrradtacho drauf.. und das war auch nicht "senkrecht die Mauer hinunter"


    Für einen Fußgänger sind 6 km/h ein gemütliches Durchschnittstempo. Für einen Läufer sind 25 km/h aber auch kein unerreichbares Ziel. Ich weiß dass ich einmal mindestens dieses Tempo gelaufen sein muss, als ich bei einem Auto, das 20 km/h fuhr, vom Heck kommend vorne einsteigen musste. War zwar nur einmal und auch nicht freiwillig, klappte aber.


    25 km/h sind also nicht so schnell, dass man es nicht auch ohne Motorkraft erreichen würde.


    Nun zu dem, weshalb ein Helm durchaus sinnvoll sein kann.


    Zuerst einmal der "Scheinbeweis", weshalb er nicht nötig ist:
    Ich bin bei einem Motorrad auch schon einmal ohne besondere Schutzkleidung (aber mit Helm) zwangsweise abgestiegen. Nicht einmal die Hände habe ich mir abgeschürft dabei.
    Aber, ich habe eine entsprechende Ausbildung gehabt und ich habe mich dabei seitwärts von der Maschine geworfen und mich von ihr abgestoßen. Nur weil ich unabhängig von der Maschine weiter fallen konnte, ist mir nichts passiert. Die Maschine musste danach in die Werkstatt.
    Es war also nur ein sehr glücklicher Umstand, dass ich keinen Kratzer abbekommen habe.


    Das Problem das bei einem Zweirad auftritt ist immer wieder, dass das Fahrzeug den Fahrer beim Fallen nicht schützt, sondern behindert und zusätzlich verletzt.
    In den meisten Fällen stürzt man über den Lenker oder hat immer noch eine Verbindung zum Zweirad, wenn man im Sturz begriffen ist.


    Typischer Aufprall-Unfall
    Man hält sich ganz instinktiv am Lenker fest und versucht das Fahrzeug als Halt zu benutzen. Dadurch verlagert sich der eigene Schwerpunkt immer weiter. Die Fliehkraft verschiebt ihn so weit, dass er sich zum Aufprallpunkt verlagert. Das aufprallende Vorderrad ist plötzlich der tiefste Schwerpunkt, der Kopf sinkt immer tiefer und das Hinterrad mit dem Rest des Körpers steigt auf.


    Faktisch macht man einen ungewollten Handstand. Wenn die eigene Muskelkraft und der Halt ausreichen würde, würde man einen Salto ausführen und mit den Beinen--> Rücken --> Kopf aufschlagen (in dieser Reihenfolge)
    Da der Halt aber abreißt , vollführt der Körper nur einen Teil der Schleuderbewegung mit. Beim Lösen ist der Kopf immer tiefer als in Fahrposition. Mit ihm wird man den ersten Kontakt haben, wenn man auf eine Hindernis oder den Boden trifft.


    "Ich stütze mich mit den Armen ab" ?
    Vergiss es. Du bist in einer fließenden Bewegung. Dein Hände können keinen festen Halt finden, sondern nur einen Sekundenbruchteil als Hebel/Stütze wirken.
    Dann solltest du auch nicht vergessen, dass der Auslöser für den Sturz vor dir ist, Mit 6,9 Metern pro Sekunde (bei 25 km/h) treibst du auf das Hindernis zu. Deine Arme werden einknicken und der Rest der Aufprallenergie wird direkt auf deinen Kopf einwirken.


    Der Helm sorgt dafür, dass dein Kopf vor direktem Kontakt geschützt ist. Kopfverletzungen dadurch bleiben dir also erspart. In der nächsten Phase kompensiert er einen Großteil der Aufprallwucht.


    Typischer Ausrutscher-Unfall
    Das Zweirad rutscht weg. Der Fahrer hat immer noch die typische Sitzhaltung. Der Bodenkontakt erfolgt mit dem Bein, der Schulter, dem Kopf.
    Das Zweirad wirkt hier als pures Hemmnis. Du kannst deinen Körper nicht zum Abrollen oder ähnlichem benutzen, sondern nur die Gliedmaßen auf der Sturzseite abwehrend ausstrecken.


    Die Kombination Zweirad + Geschwindigkeit ist es, die die natürlichen Reflex-Schmutzmaßnahmen außer Kraft setzen und zu schweren Kopfverletzungen führen - nicht das Tempo allein.
    Nur durch diese Kombination werden nicht Arme und Beine als Erstes betroffen, sondern der Kopf.


    Wenn ein Fußgänger stürzt, fängt seinen Sturz ganz instinktiv mit Händen, Armen, Knien ab.
    Er wird sich im Notfall auch hinwerfen, bevor er ungebremst auf ein Hindernis stößt. Das Hinwerfen geschieht , um durch möglichst viel Körperfläche die Bewegungsenergie aufzuzehren. Das alles geschieht rein instinktiv .. kann aber durch Training noch optimiert werden.
    Der Kopf bleibt dabei aber immer möglichst weit weg von der Gefahrenzone oder wird durch die Arme dabei geschützt.


    Die Natur/Evolution hat genügend Schutzmechanismen eingebaut, damit wir uns instinktiv schützen können.
    Diese Schutzmaßnahmen sind aber nur auf den Körper allein abgestimmt. Wenn du 25 km/h laufen kannst, ist deine Muskulatur und Knochenbau auch entsprechend ausgeprägt. Gleichzeitig herrscht dann auch eine entsprechende Körperspannung.
    Diese Kombination schützt dich zusammen mit den Abwehrmaßnahmen.


    Mit einem Fahrzeug bewegst du dich aber immer schneller als nur aus eigener Kraft Dein Körperbau entspricht nicht immer auch der Geschwindigkeit.
    Mit einem Zweirad bekommst du schnell und mühelos mehr Tempo als wenn du es zu Fuß versuchen wolltest.

    Stell dir einfach mal folgende Situationen vor


    Stell dir vor, du wärst übergewichtig und völlig untrainiert. Zu Fuß wirst du dann gerade mal deine 6 km/h schaffen. Entsprechende Gelenkigkeit vorausgesetzt, wird dir ein Sturz auch keine Kopfverletzungen verursachen. Statt Muskeln und Körperspannung schützt jetzt dein Körperfett davor, dass du mit dem Kopf entsprechend schwer aufprallst.


    Ein kleines Kind schafft auch kein hohes Tempo, Es fällt hin und lernt mit der Zeit seine Hände als abwehrende Hilfsmittel zu benutzen. Bis dahin ist sein Schädel auch noch weich und nachgiebig, so dass er selbst noch Aufprallenergie kompensieren kann.


    Nun ab auf ein Zweirad mit beiden:
    Der Übergewichtige - Das Körperfett bietet nur bis 6 km/h Schutz. Die Schutzfunktion wird also wirkungslos. Fehlende Muskulatur und Körperspannung werden jetzt zum Nachteil. Das hohe Körpergewicht sorgt sogar noch für eine viel höhere beschleunigte Masse, die eine höhere Aufprallwucht bewirkt. Je höher die Differenz zur "natürlichen Geschwindigkeit" desto größer werden die Verletzungsrisiken.


    Das kleine Kind - Seine Schutzmaßnahme ist auch auf sein natürliches Tempo ausgelegt = Krabbeltempo. Schon normales Fußgängertempo setzt sie außer Kraft.


    Ich habe nur zwei typische Gruppen genommen. Das soll aber nicht heißen, dass alle anderen keine Gefahr zu erwarten hätten.


    Zitat

    Die natürlichen Schutzmaßnahmen sind nur auf die jeweilige körperliche Konstitution abgestimmt.
    Der Mensch hat sich Fortbewegungsmittel ausgedacht, die ihn beschleunigen. Er muss sich deshalb auch selbst Schutzmaßnahmen ausdenken, die die dadurch entstehenden Risiken minimieren.


    Der Kopf ist das wichtigste Körperteil. Er muss deshalb vor allen anderen geschützt werden.
    Ein Helm ist ein geeignetes Mittel dazu.


    An Eltern gerichtet:
    Ihr habt euer Kind gelehrt, Fahrrad zu fahren oder nehmt es auf einem Zweirad mit. Es ist deshalb auch eure "verdammte Pflicht", es vor den dadurch entstehenden Gefahren zu schützen.Wie ihr es macht, müsst ihr natürlich selbst entscheiden.
    Entscheidet ihr falsch, tragt ihr auch die volle Verantwortung für alle Folgen.
    Ich habe dann kein Mitleid für die Eltern, sondern nur für die Kinder, denen durch ihre unverantwortlich handelnden Eltern so viel Leid angetan wurde.


    An alle anderen gerichtet:
    Hast du Lust, vom Kopf an gelähmt, als "sabberndes Etwas" im Rollstuhl zu sitzen, dich füttern zu lassen , dich nicht einmal bewegen oder artikulieren zu können .... du kannst ganz normal denken und wirst dir immer wieder sagen "ach hätte ich mich doch geschützt" ... für den Rest deines Lebens ???
    Ich glaube, das ist das Schlimmste was man sich so vorstellen kann.


    Das können aber die Folgen einer Kopfverletzung sein.


    Ich argumentiere nicht mit Kosten und Nutzen, sondern einfach nur auf der Gefühlsebene. "Wie würdest du dich fühlen ?".
    Es ist allein deine Entscheidung