traditionelle Figuren der Weihnachtszeit

  • Je nach Land und Region tauchen in der Vorweihnachtszeit verschiedene Figuren auf, die den Kindern Geschenke bringen. Diese Figuren entstammen gewissen Traditionen, die immer weiter überliefert wurden und werden.
    Doch auch Traditionen sind nicht in Stein gehauen und damit unveränderlich. Neue Traditionen kann man "einfach erfinden" und alte Traditionen kann man modernisieren.


    Nehmen wir einfach mal ganz typische Traditionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.


    Eigentlich beginnt die Weihnachtszeit doch schon vor dem Advent mit "Sankt Martin".
    Nach der Tradition teilt ein römischer Soldat seinen Mantel mit einem Bettler. Wann die Tradition entstanden ist und ob sie überhaupt auf einer realen Begebenheit beruht, ist nicht mehr nachvollziehbar. Für Kinder muss es auch nicht nachvollziehbar sein.
    Für sie ist es einfach "Tatsache", dass sie mit einer Laterne durch die Straßen laufen, Lieder singen und am Ende ein kleines Geschenk bekommen.
    "Sankt Martin" bedeutet für Sie: "Wenn du anderen hilfst und mit ihnen etwas teilst, wirst du belohnt werden"


    Am 6. Dezember kommt dann der Nikolaus.
    Diese Figur scheint auf einer wahren Begebenheit zu beruhen - jedenfalls hat man gewisse geschichtliche Hinweise gefunden. Aber auch hier spielt es für die Kinder keine Rolle, wie sie entstanden ist.
    Für sie ist der Nikolaus einfach ein Vorbote des eigentlichen Weihnachtsfestes. Sie erhalten von einem alten Mann mit weißem Bart, Bischofsstab und rotem Gewand ihre ersten Geschenke in der Weihnachtszeit.


    Aber, der Nikolaus hat nicht nur Geschenke dabei, sondern auch ein "goldenes Buch" und einen Gehilfen , den "Knecht Ruprecht".
    Wenn das Kind unartig war - was dann natürlich im goldenem Buch verzeichnet steht :rolleyes: - erhält das Kind "etwas mit der Rute". Deshalb trägt der Nikolaus, neben dem Geschenkesack und dem Bischofsstab auch noch eine Rute aus kleinen Zweigen mitsich.
    Zu viel früheren Zeiten, bekamen besonders unartige Kinder dann auch kein Geschenk aus dem Sack, sondern nur ein Stück Kohle.


    Das führt uns nun zum "Knecht Ruprecht" , dem "schwarzen Mann", der den Nikolaus begleitet und die Kohle aus dem Sack holt. Er entstammt einer Zeit als viele Menschen im Bergbau tätig waren und deshalb rußverschmiert warfen.
    Ein Stück Bergbautradition findet also auch Eingang in die Weihnachtstraditionen.
    Kohle war damals , für die gehobene Gesellschaft, etwas "ganz einfaches mit geringem Wert" und der "Knecht Ruprecht" war Sinnbild für die hart arbeitende Bevölkerung.
    Diese "Weihnachtsfigur" sollte damals aussagen: "Wenn du nicht artig bist, gehörst du nicht mehr zum hohen Stand und wirst dir dein Geld durch harte Arbeit verdienen müssen"


    In den Niederlanden gibt es eine ziemlich ähnliche Tradition zu Nikolaus
    Hier nennt sich der Nikolaus jedoch "Santa" und er wird vom "zwarten Piet" begleitet , der die Geschenke verteilt.
    Während der deutsche "Knecht Ruprecht" jedoch eindeutig rußverschmiert ist und eher als "Abschreckung" dient, ist der "zwarte Piet" eine Figur, die nicht so einzuordnen ist.
    Er ist nicht nur rußverschmiert, sondern "völlig durchgefärbt schwarz". Er verbreitet mit seiner Gestik Heiterkeit und verteilt auch keine "negativen Geschenke".


    Die Niederlande waren einmal eine Kolonialmacht mit Kolonien in Afrika. Es kann sein, dass die Figur des "zwarten Piet" auf dieser Zeit beruht. In der heutigen Zeit steht diese Figur jedoch nicht mehr für eine besondere kolonialherrschaftliche Lebensart, sondern einfach nur noch für Heiterkeit, Geschenke und Freude.


    Trotzdem gibt es in neuerer Zeit Proteste und Bemühungen, die Figur des "Zwarten Piet" zu verändern, weil er eben nicht mehr "political correct" (politisch korrekt) ist. Man möchte die Figur optisch so ändern, dass sie nicht an andersfarbige Menschen erinnert, sondern eher an den "rußverschmierten Knecht Ruprecht".
    Aber - damit das auch klappt, muss nicht nur diese Tradition geändert werden, sondern es muss auch ein "Grund dafür" mitgeliefert werden, warum der "zwarte Piet" nunh nicht mehr vollschwarz ist.


    Nach der niederländischen Tradition ist der "zwarte Piet" einfach nur so schwarz, weil er die Geschenke durch den Schornstein bringt und sich deshalb sehr schmutzig wird.
    Diese Geschichte wird nun wie folgt fortgeschrieben:

    Zitat


    Im Sommer sieht Santa, dass der zwarte Piet sich seit 150 Jahren nicht mehr richtig gewaschen hat.
    "So kannst du dieses Jahr aber keine Geschenke bringen" Santa verordnet also dem zwarten Piet, dass er sich bis Weihnachten unter die Dusche stellen soll, damit er wieder sauber ist.
    Das macht Santa jetzt jedes Jahr und der zwarte Piet wird immer sauberer. Nur wenn er gerade Geschenke bringt, ist er wieder voller Ruß, weil er ja gerade erst durch den Schornstein gekommen ist



    Weihnachtsfest

    An diesen Tagen gibt es verschiedene Weihnachtsfiguren, die die Geschenke bringen.


    Das "Christkind"
    Wie der Name schon sagt, soll es sich um eine kindliche Weihnachtsfigur handeln. Ausgestattet mit glitzerndem Kleid, hellem lockigem Haar und Flügeln ist es eine geschlechtslose Engelsfigur.
    Die Entstehung der Tradition muss ich ins europäische Mittelalter legen. Folgende Hinweise haben mich dazu verleitet:
    - zu diesen Zeiten trugen Männer und Frauen fast die gleiche Art von Gewänder. Hosen gab es faktisch noch nicht.
    - Lockenpracht war nicht nur Frauen vorbehalten, sondern auch Männer hatten ähnliche Frisuren
    - helle Haare gab es ursprünglich nur im europäischen Raum.
    Hier sehe ich persönlich also das erste "D, A, CH-Christkind"


    Als feengleiche Figur steht sie nur für die Freude und den Glanz des Weihnachtsfestes. Ganz ohne "erzieherischen Effekt" für die Kinder.


    Santa Claus
    "Santa Claus" ist eine "moderne Weihnachtsfigur" . Sie entstammt eher der angelsächsischen Tradition und wurde durch die Firma Coca Cola in der heute bekannten Art in Szene gesetzt und vom Trickfilmzeichner Walt Disney mit einem entsprechenden Background ausgestattet. Zusammen ergibt das die heute bekannte Tradition.


    Wikipedia setzt übrigens "Santa Claus" mit dem Nikolaus und dem Weihnachtsmann gleich. Das stimmt jedoch nicht !
    Der Nikolaus hat nichts mit Weihnachten zu tun, da sein Festtag eben am 6. Dezember und nicht am 25. Dezember ist. Dieser ganz einfachen Logik kann sich ja wohl keiner entziehen.


    "Santa Claus" kommt mit einem Rentierschlitten und rutscht durch den Schornstein, um Geschenke zu bringen. Am Kamin hängen Strümpfe, in die er einen Teil der Geschenke stopft. Danach trinkt er etwas Milch und isst ein paar Kekse, die das Kind bereitzustellen hatte.


    Die Geschenke werden von Elfen am Nordpol gebastelt, da wo der Santa Claus auch den Rest des Jahres wohnt. Sie begleiten auch den Santa Claus auf seiner Reise als Helfer.


    Bei dieser modernen kommerziellen Weihnachtsfigur wurde alles so konstruiert, dass es einen "logischen Zusammenhang" gibt. Daran erkennt man auch die Entstehungszeit: Das Kind bekommt alles erklärt, was es normalerweise fragen würde.


    1) Woher kommen die Geschenke ?
    Die Elfen basteln sie am Nordpol


    2) Wo Ist Santa Claus während des Rests des Jahres ?
    Er wohnt mit seiner Frau , Mrs Claus, am Nordpol


    3) Wie kommt er zu den Kindern ?
    Mit seinem verwunschenem Rentierschlitten


    4) Wie kommt er mit dem Sack durch den Kamin ?
    Er macht sich ganz winzig klein und kommt damit dann - völlig ohne Schmutz (!!!) - auch durch die engsten Kamine


    Eigentlich die "ideale Weihnachtsgeschichte für ein modernes Kind" - und sehr "pflegeleicht" für alle Eltern , weil es eben auf jede Frage schon eine Antwort gibt.


    Die Weihnachtstraditionen wachsen zusammen.
    Die traditionellen Figuren verschmelzen miteinander. "Alte Figuren" verschwinden und machen den "modernen Figuren" Platz. Sie werden globaler und viel kindlicher.
    Der "erzieherische Effekt" weicht dem Kommerz und der reinen kindlichen Freude an Weihnachten.


    Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, als es der "Santa Claus" noch nicht nach Europa geschafft hatte.
    Liegt wahrscheinlich daran, dass der Rentierschlitten damals wohl noch nicht genügend Tempo hatte ? :loool: ;)
    Sankt Martin, Nikolaus, Christkind - das waren meine damaligen "Weihnachtsfiguren", wobei es zu Sankt Martin noch keine Brezelmänner gab.


    In der heutigen Zeit würde ich meinen Kindern die "moderne Weihnachtstradion" nahe bringen:
    - Sankt Martin als Zeichen, dass man anderen helfen sollte
    - Nikolaus als Hinweis, dass Gutes belohnt und Schlechtes bestraft wird


    - Santa Claus soll dann nur noch für die reine kindliche Freude an Weihnachten stehen.
    Umrankt von vielen "logischen Geschichten", die dem Kind während der ganzen Weihnachtszeit Spaß und Unterhaltung bieten können.
    Er bietet übrigens auch "Erklärungen" dafür, wenn man nicht genügend Geld für bestimmte Geschenke hatte:
    - Elfen waren faul
    - Es gab einen Streik am Nordpol (schnell eine entsprechende Geschichte erfinden)
    - Rudolf (das Rentier) hatte keine Lust, deshalb kommen diese Geschenke morgen erst an (wenn du mal ein Geschenk vergessen hast *g*)


    Weihnachtstraditionen sind für Kinder erfunden worden. Man kann und sollte aber in der eigenen Familie aber gerne auch einmal eine eigene Tradition begründen oder eine bekannte anders adaptieren.
    Traditionen müssen eben immer an die aktuelle Zeit angepasst werden, damit sie für das Kind noch nachvollziehbar sind.


    Kleine Erklärung:
    Auf dieses Thema kam ich, als ich eben in einem Kultursender von den Problemen um den "zwarten Piet" in den Niederlanden hörte. Wenn eine Tradition Probleme macht, muss man sie eben erneuern/modernisieren oder im schlimmsten Fall durch eine andere ersetzen