Was ist die "City-Funktion" bei der Lenkung ?

  • Erklärung zur Einleitung:
    Normalerweise hat man bei der Lenkkrafthilfe einen bestimmten Wert, mit dem die Lenkbewegungen durch Servosysteme unterstützt und erleichtert wird.
    Ist die Unterstützung zu hoch, geht das "Gefühl für die Straße" verloren und man bekommt zu wenig Rückmeldung von den Rädern. Ist die Hilfe zu schwach, muss man relativ viel Kraft einsetzen, um lenken zu können. Das verzögert den ganzen Ablauf.


    Diesen Spagat zwischen "da braucht man mehr Hilfe" und " da wäre Hilfe nicht so gut", schafften die Autobauer in der Regel sehr selten. In der Regel ließ man bei geringer Geschwindigkeit viel Lenkhilfe zukommen, die dann ganz allmählich mit steigendem Tempo wieder abnahm.


    Es gab nur selten Ausnahmen von dieser Regel. Eine bekannte Ausnahme stellte der Mazda RX-7 dar:
    Bei ihm wurde über einen Keilriemen bis 60 km/h Lenkhilfe zuteil. Wurde dieser Geschwindigkeitswert überschritten, entkoppelte eine Fliekraftkupplung den Keilriemenantrieb und die Lenkhilfe hörte komplett auf.
    Ab 60 km/h braucht man wirklich keine Hilfe mehr beim Lenken. Die Fahrgeschwindigkeit sorgt schon dafür dass es sich leicht lenken lässt. Oberhalb von 100 km/h kann eine "übersteuerte Servo" sogar lebensgefährlich sein: Spätestens dann darf ein leichter Lenkeinschlag nicht mehr zu einer extremen Fahrtrichtungsänderung führen. Der Wagen würde sich überschlagen.


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    Bisher bestimmten also die Hersteller darüber, wann es starke Lenkhilfe gab.
    Das ist aber mit einer "City-Funktion" ( City-Kennfeld usw.) jetzt dem Kunden überlassen. Und damit kann der Kunde jetzt selbst dann Lenkhilfe zuschalten, wenn sie für ihn gefährlich werden könnte. (Hinweis: Ich kürze diese Funktion jetzt einfach mit "City" ab)


    Wenn man "City" zuschaltet, wird massive Lenkhilfe gegeben. Das ist sehr gut beim Einparken und wenn man mit langsamen Tempo sonstwie rangieren und um Hindernisse eng herum zirkeln muss.
    "City" wird aber schon ab 30-50 km/h gefährlich. Will man z.B. nur starken Seitenwind durch leichtes Gegenlenken parieren , kann es sein, dass statt dem "leichten Gegenhalten" eine Richtungsänderung erfolgt. Jede schreckhafte Lenkbewegung , die sofort danach wieder aufhört, wird durch die "City" verstärkt und in eine heftige Lenkbewegung umgesetzt.


    Bislang gab es "City" nur relativ selten und war auf schwere Fahrzeuge begrenzt. Die neuesten Fahrzeuggenerationen haben es aber auch bei kleinen leichten Fahrzeugen serienmäßig an Bord.


    Ich kann nur raten, diese Funktion nur dann zu aktivieren, wenn sie unumgänglich nötig wird.


    Ich habe so eine Funktion auch in meinem aktuellen Fahrzeug. Habe ich sie einmal irrtümlich aktiviert gelassen, wird die Lenkung mit steigender Geschwindigkeit immer gefühlloser. Man merkt kaum mehr den Widerstand, den das Rad beim Lenken geben sollte.
    Das ist schlecht, da dieser Lenkwiderstand auch zur Beurteilung des Straßenzustandes nötig ist: Lassen sich die Räder plötzlich leichter bewegen und geben weniger Rückmeldung, ist die Straße rutschig. Über die Lenkung erhält man auch Rückmeldung , ob man sich in einem Grenzbereich bewegt. Überschreitet man diese Grenze, verliert man die Kontrolle über das Fahrzeug.


    Es ist also wichtig , dass man diese Funktion mit Bedacht benutzt. Sie ist nur wirklich sinnvoll, wenn man einparkt oder beim langsamen Rangieren ist.