Hausschlüssel verloren , was sollte man tun ?

  • Es kann ja mal vorkommen, dass man den Hausschlüssel verloren hat. Jetzt ist guter Rat teuer - und Hilfe noch teurer.


    Wie kommt man nun ins Haus rein ?
    Im Job habe ich einige Möglichkeiten gelernt , wie man verschlossene Türen ohne Schlüssel öffnen kann, ohne sie zu beschädigen. Nein, ich werde sie nicht erklären. Grund: Sie sind so simpel und schnell, dass sie zu Einbrüchen benutzt werden könnten. Das möchte ich ja nicht. Wenn überhaupt, werde ich (irgendwann einmal , sobald ich sie selber kenne) Gegenmaßnahmen aufführen, mit denen sie verhindert werden können.


    Ich gehe jetzt also davon aus, dass ihr vor der verschlossenen Tür steht und nicht weiter wisst - was ja eigentlich der Normalfall sein sollte.
    Zuerst einmal schaut auf die Uhr und den Kalender:
    Wenn es ein Feiertag, Samstag, Sonntag oder zwischen 20:00 und 08:00 Uhr ist , fragt einen guten Freund, ob ihr bei ihm unterkommen könnt. Selbst ein Hotelzimmer kann billiger sein, als wenn ihr jetzt einen Schlüsseldienst ruft.
    Schlüsseldienste berechnen nämlich während der Zeit zusätzliche Aufschläge, die oft mehr als das Doppelte des normalen Tarifs sind.


    Ist das Malheur nicht zu diesen Zeiten passiert , wälzt erst einmal gemütlich das Telefonbuch oder ruft die Auskunft an. Vermeidet dabei die Schlüsseldienste, die mit "AAA" beginnen. Sie sind oft überregional und haben sich ihren Namen genau deshalb gewählt, damit sie immer ganz oben stehen.
    Ruft besser euch bekannte regionale Firmen an, die mit Schlüsseln oder Eisenwaren werben. Bei ihnen ist der Schlüsseldienst oft eher ein bezahlbarer Service als die Haupteinnahmequelle.


    Nun fragt ganz eindeutig nach den Kosten für das Öffnen der Tür.
    Die Gesamtkosten sollten sowohl die Anfahrt als auch die Arbeit enthalten UND natürlich auch die Mehrwertsteuer. Wenn euch einer sagt "und Mehrwertsteuer" fragt ganz eindeutig nach dem Preis INKLUSIVE Steuern nach.
    Grund ist, dass Handwerksbetrieb die Preise auch ohne Steuern angeben könnten. Dann kostet das alles später 19% mehr als gesagt wurde.


    Passt auf, wenn nicht gefragt wird, wie die Tür verschlossen ist.
    Ist die Tür nämlich nur zugezogen worden, kann sie völlig ohne Schlossaustausch geöffnet werden. Die Tür kann völlig ohne Beschädigungen und sehr schnell geöffnet werden.
    Ist aber ein Spezialschloss und ein Mehrfachschließer vorhanden, der korrekt abgeschlossen wurde, dauert es länger und eventuell muss auch etwas ersetzt werden.


    Es gibt bei den "Türöffnern" sowohl Schauspieler als auch Nieten. Der "Schauspieler" holt ein ganzes Werkzeugarsenal und tut und werkelt lange herum (Zeit ist Geld) bevor er die Tür endlich geöffnet hat. Die Niete versucht es direkt mit "schwerem Werkzeug" , braucht lange und zerstört viel - was später teuer ersetzt werden muss.
    Der "korrekte Profi" spart sich jede Schauspielerei und beschädigt auch , falls möglich, überhaupt nichts oder eben nur das was wirklich nötig ist.


    Nun ist die Tür offen und es stellt sich die Frage: Sollte man auch ein eventuell unbeschädigtes Schloss unbedingt tauschen ?
    Aus Sicherheitsgründen muss das bejaht werden.
    Der verlorene Schlüssel befindet sich schließlich noch "im Umlauf" und kann theoretisch auch von jedem Unbefugten benutzt werden.


    Hier ist es immer ganz nützlich, wenn man für solche Fälle einen Sicherheitsschließzylinder in Reserve hat,. Den baut man dann ein und hat die Sicherheit, dass er nicht durch den verlorenen Schlüssel geöffnet werden kann.
    Hat man aber keinen zur Hand , wird der Schlüsseldienst einen mitgebrachten einbauen wollen. Dann wird selbst das billigste Teil zur "großen Wertanlage". Der Schließzylinder wird sehr oft sehr teuer verkauft.


    Gehen wir aber mal von einem seriös arbeitendem Schlüsseldienst aus:
    Der Fachmann wird die Tür öffnen, den Schließzylinder entfernen und dir anbieten, von ihm einen Schließzylinder zu kaufen oder gibt dir den Rat, dir selbst einen zu besorgen. Frag nach dem Preis.
    Wenn dir der Zylinder zu teuer erscheint, bitte einen Nachbarn auf deine Wohnung aufzupassen oder dir einen Zylinder aus dem nächsten Baumarkt zu besorgen. Achte aber darauf, dass der Schlüsseldienst den aktuellen Zylinder ausbaut, weil du ihn sonst später nicht heraus bekommen wirst.


    Eigenes Haus und den Haustürschlüssel verloren ?
    Dann hast du eigentlich kaum Probleme. Du holst dir einen Schließzylinder und lässt dir gleich die benötigte Anzahl an neuen Reserveschlüsseln mitgeben. Zu jedem Schließzylinder gibt es automatisch mindestens 2 Schlüssel dazu. Du musst also nur weitere zusätzlich bezahlen.

    Mieter in einem Haus mit normalem Schließzylinder ?

    Auch hier ist es relativ einfach und preisgünstig. Besorge dir wieder einen Schließzylinder und die nötige Anzahl an Ersatzschlüsseln. Baue das alten Schloss aus - das kannst du selbst, wenn ein anderer Mieter dir kurz seinen eigenen Schlüssel überlässt - gib dann jedem anderen Bewohner (den Hausbesitzer nicht vergessen) eine neuen Schlüssel. Das alte Schloss bekommt dann der Hausbesitzer inklusive aller aktuellen Schlüssel.
    Das hat versicherungstechnische Gründe im Falle eines Einbruchs.

    Mieter in einem Haus mit einer Schließanlage ?

    Jetzt kann es kompliziert werden. Bei einer Schließanlage sind alle Schlösser auf den "Generalschlüssel" abgestimmt. Ein neues Schloss muss deshalb besonders bestellt werden. Das kann einige Zeit dauern. In der Zwischenzeit baut man (wie oben beschrieben) ein anderes Schloss ein , damit es keine Sicherheitslücke gibt.


    Sollte der Vermieter darauf bestehen, dass beim Schlüsselverlust alle Schlösser der Schließanlage im Haus gewechselt werden sollen , sollte man einen Fachmann hinzuziehen. Der komplette Tausch kann (je nach Haus) nämlich in den 4stelligen Bereich gehen.
    Als letzte Möglichkeit sollte man dann besser zu einem Anwalt gehen , weil dessen Rat und Hilfe immer noch billiger als der Komplettaustausch sein wird.


    Grundsätzlich muss man nämlich nicht alle Schlösser wechseln , da man anhand eines Schlüssel der Schließanlage nicht herausbekommen kann, wie der Rest des Systems untereinander abgestimmt ist.
    Der Kompletttausch wird nur fällig, wenn der "Generalschlüssel" verloren geht, weil er eben alle Schlösser öffnen kann.


    Wie kann man sich den Schlüsseldienst sparen ?
    Nein, du erfährst auch jetzt nicht, wie man da einfach rein kommt :P ;)
    Hinterlege für solche Fälle einfach einen Reserveschlüssel bei einer vertrauenswürdigen Person. Verlierst du deinen Hausschlüssel, kann dir diese Person aufsperren. Dann brauchst du keinen Schlüsseldienst .


    PS:
    Reserveschlüssel gehören nicht in "Verstecke". Selbst die besten Verstecke können durch Einbrecher gefunden werden und das ist ja nicht Sinn der Sache.


    Muss man befürchten, dass man nach einem Schlüsselverlust Besuch von einem Einbrecher bekommt, der den verlorenen Schlüssel benutzen will ?
    Ja, wenn der Schlüssel ein Adressschild hatte oder der Zusammenhang zu einer Adresse erkennbar werden kann. Deshalb keine Hausschlüssel in den Urlaub mitnehmen. Ein guter Dieb wird sich da nämlich die Adressschilder des Urlaubsgepäcks merken und weiß dann ganz genau wo der Schlüssel passen wird.


    Ansonsten besteht eher eine geringere Gefahr von einem "Besuch" mit dem verlorenem Schlüssel. Ein professioneller Einbrecher braucht auch ohne Schlüssel kaum nennenswerte Zeit um ein Schloss zu öffnen. Er hat die gleiche Übung ( und das Werkzeug) wie ein Schlüsseldienst. Nur Gelegenheitseinbrecher werden den Schlüssel benötigen .. und die wissen dann ja nicht, zu welcher Tür er passt.

  • Für Lockpicking gibt es sogar ganze Gruppen und Vereinigungen, und diese sind sogar eines, und zwar legal ;)


    Nichts desto weniger trotz, hätte nie jemand publiziert, wie gewisse Dinge zu umgehen sind (ohne Schäden anzurichten), hätten wir es nie so sicher wie wir es nun mal heute haben. Auch hier gilt die auch anderswo entschieden abzulehnende Taktik Security by Obscurity ;)



    Darum berichte ich jetzt, dass ich das selbe Problem mit meiner Wohnung schon mal hatte und wie ich es gelöst bekommen habe.


    Mein Problem: Aus der Wohnung gegangen, Schlüssel in der Wohnung vergessen, Tür zugemacht. Die Folge, ich kam nicht mehr in meine eigene Wohnung.


    Mein Glück war, dass der Schlüssel von innen nicht steckte ( sonst wäre das weitere Vorgehen eventuell für die Katz gewesen, was man aber nicht wissen kann, bevor man überhaupt losgelegt hat, vor allem, wenn man das Schloss und seinen Mechanismus nicht kennt - so wie ich in dem Fall ).


    Das Haus, in dem ich wohne, ist ein 7-stöckiger Plattenbau, und hier gibt es einige, die mich kennen und wissen, dass ich hier wohne ( und in welcher Wohnung genau ) - also konnte ich auch keinen Verdacht erregen - jegliche Verdachtmomente wären auch unberechtigt gewesen. Zur Not hätte ich mich auch ausweisen können - auf meinem Ausweis steht meine Adresse.


    Das Türschloss der Wohnungstür ist nicht brandaktuell - es ist noch so konzipiert, dass man die Blende abnehmen kann und so ganz einfach an denjenigen Schliessmechanismus kommt, der auch den Hebel in Gang setzt, wenn man von innen die Tür öffnet. Hier kommt man entweder mit einem Türhebel oder mit einem Schraubenschlüssel dran.


    Ich habe mir einen Mitbewohner zu Rate gezogen, der über einen Schraubenzieher verfügte, um die Blende zu entnehmen. Dann haben wir einen Türhebel in die "Mutter" ( so nenne ich das mal, obwohl ich weiss, dass es keine ist ) geschoben und ganz einfach die Tür geöffnet. Nach der ganzen Aktion haben wir die Blende wieder angebracht und alles ist wie vorher, ohne sichtbare Beschädigungen am Schloss und dem Schliessmechanismus.


    Das ist EINE Möglichkeit, weitere sind mir auf Anhieb nicht bekannt, lassen sich aber ohne Probleme im Internet recherchieren ( nicht nur in der rechtlichen Grauzone ).


    Damit, zu verschweigen, wie das gehen kann, verschweigt man auch, wie andere ihr eigenes trautes Heim vielleicht sicherer machen könnten. Man "pisst also beiden Parteien vor die Karre".


    Bearbeitung durch Ratgeber 11.07.15:
    Ein Wort etwas "unsichtbar" gemacht. Muss man ja nicht sofort sehen, kann man aber indem man den leeren Bereich markiert *zwinker*

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)

    Einmal editiert, zuletzt von Ratgeber ()

  • Da es schon öffentliche Infos zum Öffnen von Schlössern gibt.. na ok , dann kann der Link ruhig bleiben.
    Sorry, bei der kleinen Bearbeitung ist mir ein Klick ausgerutscht. Dadurch wurde das Thema automatisch als "neu" aktualisiert.


    Zu deinem Bericht kann ich nur sagen: Sehr lehrreich.
    Er weist sogar darauf hin , auf was man besonders achten muss:
    An der Außenseite von Beschlägen und Schlossblenden dürfen auf gar keinen Fall Schrauben zu sehen sein.
    Sieht man sie dort trotzdem, wurde das Schloss falsch eingebaut und sperrt eher einen Bewohner als einen Einbrecher aus.


    Der Normalfall ist:
    Die Blenden enthalten nur die "Muttern" und werden von außen aufgesteckt. Die durchbohrte Abdeckung kommt von innen drauf. Die darauf folgende Schraube fixiert die beiden Blenden miteinander. So sind außen keine Schrauben zu sehen und zu erfassen und sie können deshalb auch nicht gelöst werden.


    Wenn wir schon dabei sind...
    Die Schlossblende und das Schloss sollten bündig mit den Blenden sein. Sie dürfen auf keinen Fall hervor stehen. Stehen sie auch nur ein paar Millimeter heraus, kann man das Schloss ganz einfach packen, knacken und herausziehen.


    Sind diese beiden Punkte beachtet, steht man ohne besondere Hilfsmittel "brav vor der eigenen Tür" und muss wieder ganz von oben anfangen zu lesen :P ;)