Briefe in Deutschland: E+1 gibt es nicht mehr

  • Seit vielen Jahren hat man sich das Werbeversprechen der "Deutsche Post AG" verinnerlicht, dass Briefe rund einen Werktag nach der Einlieferung beim Empfänger ankommen. ( E + 1 = Einlieferungstag + 1 Tag = beim Empfänger )


    Diesen Usus setzen auch Behörden voraus , wenn sie Bürger anschreiben. Ab dem nächsten Werktag gilt das Schreiben als eingegangen.


    Seit dem 01.01.2016 hat die Deutsche Post AG aber ihre AGB geändert.


    Auszug aus den AGB für nationale Briefe Punkt 4 Ab. 1)

    Zitat

    Die Deutsche Post unternimmt dabei zwar alle zumutbaren Anstrengungen , um die Sendung innerhalb der Zeitfenster entsprechend ihren eigenen Qualitätszielen (Regellaufzeiten) abzuliefern. Diese internen zeitlichen Vorgaben sind jedoch weder garantiert noch in sonstiger Weise Vertragsbestandteil , d.h. die Deutsche Post schuldet nicht die Einhaltung einer bestimmten Lieferfrist oder eines bestimmten Ablieferungstermins , soweit nicht für einzelne Produkte in den in Abschnitt 1 Abs. 2 genannten besonderen Bedingungen etwas anderes geregelt ist.


    Download-Link zur vollständigen AGB Brief National


    Eine freundliche Mitarbeiterin bei der Servicehotline erklärte mir eben , dass ein ganz normaler Brief durchaus 7 Werktage laufen könnte und dürfe. Nur Express-Briefe müssen am nächsten Tag ankommen.


    Was bedeutet das im Klartext ?
    Wenn du einen Brief bekommst , der irgend etwas mit einer Frist zu tun hat, kann es durchaus sein, dass die Frist schon abgelaufen ist, bevor der Brief überhaupt angekommen ist.
    Dann wird es problematisch: Fristen beginnen mit dem Zeitpunkt an dem der Empfänger sie erhält. Geht der Absender von "E +1" aus, wird er alles andere nicht akzeptieren wollen. Das ist dann "eine Sache für den Anwalt".


    Durch die neuen AGB gibt es für Absender und Empfänger keine zeitliche Sicherheit, wann der Brief überhaupt ankommt.


    Da ich noch auf einen sehr wichtigen Brief von der Polizei bzw. dem Gericht warte , empfahl mir freundliche Mitarbeiterin , ich solle doch dort einfach mal nachfragen , ob die schon einen Brief geschickt haben. Nur der Absender kann eine Sendungsverfolgung veranlassen und bis zum Ergebnis können durchaus einige Wochen vergehen .


    Wenn du über etwas Wichtiges informiert werden sollst, sage dem Absender er soll AUF KEINEN FALL EINEN BRIEF SENDEN !!!!
    Sollte er jedoch auf dem Brief bestehen , soll er ihn eben als "Express-Brief" oder als "Einschreiben mit Rückschein" senden .
    "Express" garantiert 1 Tag und das "Einschreiben mit Rückschein" kann belegen , wann der Brief überhaupt angekommen ist.


    Mit den neuen AGB müssen jetzt auch Behörden und andere ihre "Regeln" ändern. "Die Post" garantiert für nichts = Behörden können nicht mehr von der Annahme ausgehen , dass ein Brief auch eingegangen ist.
    Das kann durchaus bedeuten, dass diverse Strafen nicht rechtmäßig sind, wenn sie von der alten Annahme "E +1 = Zustelltag" ausgingen.
    Wer ist in der Beweislast ? Der Absender. Er will schließlich nachweisen, dass der Empfänger schuldhaft die Frist nicht eingehalten hat. Bei wichtigen Sachen also gleich einen Anwalt einschalten.

  • Was würdet ihr machen ? 3

    1. Keine günstige Warensendung senden , nur teure Pakete. (0) 0%
    2. Nichts mehr senden, sondern bei Gelegenheit selber mitbringen (0) 0%
    3. Nachbarn beauftragen , das Benötigte direkt vor Ort zu besorgen (1) 33%
    4. Andere Postdienste nehmen (2) 67%

    "Mein Behördenbrief" ist mittlerweile angekommen. Diesmal war er wirklich "E+1" da.
    Das mag vielleicht einerseits daran gelegen haben, dass er eindeutig als "offiziell wichtiger Brief" zu erkennen war oder es lag daran, dass ich mich bei der "Post" beschwert hatte.


    Vor drei Wochen habe ich eine Warensendung mit einem Medikament abgeschickt.
    Natürlich war mir bekannt, dass Warensendungen länger als Briefe dauern, weil sie nur dann befördert werden, wenn noch genügend "Zeit und Platz" ist. Sie haben also keinerlei Priorität.


    Am Schalter sagt man mir, die Sendung würde ca. 3 Tage (nicht Werktage !) laufen.


    Zitat

    Warensendungen werden von der Deutschen Post nachrangig behandelt, weswegen Laufzeiten von bis zu vier Werktagen vorkommen können.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Warensendung



    Die Sendung wurde an einem Samstagvormittag um ca. 09:30 Uhr aufgegeben. Die letzten Pakete, Briefe und anderen Sendungen verlassen um 17 Uhr die Stadt . Es war also sichergestellt, dass auch meine Sendung spätestens ab 17 Uhr auf dem Weg sein würde.
    Unabhängig von der (falschen) Auskunft , hätte die Sendung also spätestens am Donnerstag am Ziel sein müssen .


    5 Tage später war sie jedoch immer noch nicht angekommen. Auch am 6. Tag war nichts von ihr zu sehen gewesen.
    Am darauf folgendem Samstag bin ich persönlich zum Empfänger gefahren. Sicherheitshalber habe ich das Medikament noch einmal besorgt gehabt.


    Hach was war es eine Freude als ich sann am Samstag um ca. 10 Uhr die Sendung in Empfang nehmen konnte, die dich vor etwas mehr als 1 Woche selber abgeschickt hatte.


    Das nenne ich eine "echte Zeitreise":
    Ich schicke etwas in der Vergangenheit ab und nehme es dann in der Zukunft selber wieder an.


    Fakten:
    Die Sendung brauchte 7 Tage für 300 Straßenkilometer reine Strecke. Sie lief dabei über zwei Briefzentren und hatte dabei eine Entfernung von + 70 Kilometern mehr zu überwinden.
    Pro Stunde hat sie also 2,20 Kilometer zurückgelegt. Ein langsames Fußgängertempo liegt bei 3 Km/h.
    Nehme ich nur die reinen Werktage , hat die Sendung 6 volle Werktage gebraucht. Diese kürzere Zeit hat ihr "Tempo" auf 2,57 km/h erhöht ... immer noch langsamer als ein langsamer Fußgänger.


    Zitat

    Als Philipp nach dem Tod Isabellas im November 1504 kastilischer König wurde, verlängerte Franz von Taxis die Postlinien bis nach Kastilien. 1516 erhielt er vom spanischen König und späteren Kaiser Karl V. das Privileg eines Hauptpostmeisters der Niederlande. Die Postkurse wurden je nach Bedarf bis Rom, Neapel, Verona und zu anderen Städten ausgedehnt.


    Es ist beachtlich, dass durch die straffe Organisation des Postwesens, die einen rationellen Reiter- und Pferdewechsel an Poststationen festlegte, täglich im Durchschnitt 166 Kilometer Postweg bewältigt werden konnten. Diese Transportgeschwindigkeit von 6,6 km pro Stunde einschließlich Stopps konnte nur durch zahlreiche Pferdewechsel erreicht werden.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Post


    Vor über 500 Jahren war die damalige Post also schon mehr als doppelt so schnell wie die heutigen "moderne Post" mit ihren LKW und Zügen.

    Kann mal bitte jemand der "Post" sagen, dass wir im 21. Jahrhundert leben und nicht mehr "Anno Domini im Jahre des Herrn 1500" schreiben ?


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  • Mir kommt es langsam so vor als ob die "Deutsche Post AG" in meiner Stadt den Betrieb nur noch zu 50% aufrecht erhält.


    Am 06.05.2016 habe ich zwei Briefe abgeschickt.
    In beiden Fällen war es nicht möglich , den Schriftverkehr auf andere Art zu bewältigen.
    1 Brief ging an die Krankenkasse in meiner Stadt
    1 Brief ging ans Gericht in der Nachbarstadt


    Beide Briefe enthielten Originalunterlagen , weil diese benötigt wurden.
    Der Krankenkasse hatte ich sicherheitshalber geschrieben , dass sie mir per Mail eine Info zukommen lassen sollen , wenn der Brief ankommt und die Unterlagen abgesendet werden.
    Von ihr bekam ich auch am 09.05. eine Bestätigung per Mail.


    Vom Gericht erhielt ich am 24.05. auch einen Brief ... in der die Original-Unterlagen erneut angefordert werden.
    Der Brief war also nicht angekommen und ich habe jetzt das Problem , erneut "Originale" zu bekommen.


    Die "liebe Post" hat also meinen Brief "verloren".
    Natürlich hätte man ihn per "Einschreiben" schicken sollen. Später ist man ja immer schlauer.
    Wenn ein Einschreiben verloren geht, bekommt man ja "Schadenersatz". Der bringt aber überhaupt nichts, wenn es um Dokumente geht !


    Es hätte also an der Tatsache nichts ändern können , nur mehr Kosten verursacht.

    Die Zuverlässigkeit der "Deutsche Post AG" zweifel ich mittlerweile massiv an.

    Übrigens lag es nicht an einem "Post-Laden", bei dem ich den Brief aufgegeben habe. Ich bin extra zu einer "richtigen Post" gegangen und habe dort noch lange in der Schlange stehen müssen m bis ich die Briefe frankieren und loswerden konnte.