Rasenpflege im Frühjahr: Vertikultieren und Rasen lüften

  • Wenn die Gartensaison beginnt , beginnt sie bei vielen zuerst mit dem Rasen.


    Damit der Rasen einen "kleinen Anschub" bekommt , muss er gemäht werden. Das Mähen beschleunigt das darauf folgende Wachstum. Der Rasen wächst schneller und wird dichter.


    Leider ist es nicht mit dem Mähen getan. Der Boden ist durch Regen und Schnee ziemlich undurchlässig geworden. Das Gras muss sich durch einen verfestigten Boden drücken . Damit es einfacher geht , muss der Boden gelockert werden. Der Rasen muss "gelüftet" werden.


    Wenn man vom "Lüften" spricht, erscheint wohl bei den meisten von euch das Bild, wie eine Frau die Betten aufschüttelt um sie zu lüften oder ein Fenster öffnet :thumbsup:
    Jetzt dürft ihr euch gerne vorstellen, wie jemand den Rasen packt und kräftig aufschüttelt , um ihn zu lüften :loool:


    Klar, so geht das nicht ;)


    Wenn man einen anderen Teil des Gartens auflockern will, benutzt man Durchzieher und Rechen oder eine Harke. Beim Rasen brauchen wir einen ähnlichen Effekt, aber andere Werkzeuge und andere Vorgehensweise.


    Ein anderes Problem ist Moos , das sich in der nassen Jahreszeit sehr gerne in verschiedenen Rasenflächen angesiedelt hat.
    Ihr werdet solche vermoosten Flächen vorrangig in schattigen Bereichen finden und/oder dort, wo es besonders nass wird.
    Moos im Rasen raubt dem Gras die nötigen Nährstoffe und nimmt ihm auch Licht und Luft zum Wachsen .
    Das Moos muss also auch entfernt werden , damit der Rasen möglichst gut gedeiht.





    Werkzeug: Verikultierer / Rasenlüfter


    Dieses Gerät "kultiviert den Rasen in der Vertikalen" . Deshalb wird es "Vertikultierer" genannt.
    In der Waagerechten / Horizontalen kultiviert man den Rasen mit dem Rasenmäher. Der Vertikultierer geht aber in die Vertikale = in die Tiefe ... in den Boden.


    Wie solche Geräte im Einzelnen aussehen , zeige ich euch in einem anderen Gartenthema. Hier und heute soll es genügen, wenn ihr die Funktionsweise versteht.
    Der "Rasenlüfter" schneidet tief in den Boden hinein. Dadurch lockert er den Boden zwischen den Grashalmen auf. Der Rasen kann nun in diese Zwischenräume wachsen. Hier hinein können auch Wasser und Nährstoffe direkt bis an die Wurzeln dringen.


    Gleichzeitig zieht der Vertikultierer auch verfilztes Moos heraus und verschafft dem Rasen etwas Erleichterung beim Wachsen. Nun gibt es kein anderes Gewächs mehr, mit dem sich der Rasen die Nährstoffe teilen muss.
    Da jetzt aber auch das flache Moos fehlt, gibt es einen kleinen Konkurrenzkampf zwischen den Grashalmen : Jedes will schneller als das andere möglich schnell nach oben an die Sonne. Der Rasen wächst schneller als normal und wird dichter.


    Ich zeige euch nun anhand von Bildern die Vorgehensweise


    1) Rasen mähen


    Diese Fläche habe ich am 27. März zum ersten Mal gemäht.
    (Vorher hatte ich anderen Flächen schon komplett behandelt gehabt, jedoch keine Zeit gehabt, um Fotos zu schießen)



    Wie ihr seht , ist der Rasen fast schon eine durchgehende Moosfläche gewesen


    2 Wochen später habe ich mir die Fläche noch einmal vorgenommen.
    Vor dem Mähen war es schon wieder eine Wiese geworden.


    Also ging es erneut ans Mähen


    Wenn ihr die beiden Bilder des gemähten Rasens vergleicht , werdet ihr sehen, dass allein das Mähen schon dazu geführt hatte, dass das Moos etwas verdrängt wurde. (Die Farbunterschiede werden durch verschiedene Tageszeiten und Sonnenstände verursacht)


    Würde man jetzt fleißig immer nur mähen, würde der Rasen irgendwann wieder die Oberhand bekommen ... wahrscheinlich kurz vor der nächsten "Moos-Saison". Man muss also nicht unbedingt vertikulieren - aber besser ist es doch für den Rasen. Ohne das "Lüften" würde er nämlich ansonsten von Jahr zu Jahr weiter vermoosen.


    2) Vertikultieren Teil 1
    Wir beginnen damit, den Rasen in einer Richtung zu bearbeiten.


    Wie ihr seht liegt da jetzt büschelweise Moos herum. Da ist aber nur ein ganz kleiner Teil. Den größten Teil hat der Vertikultierer in seinem Fangsack aufgefangen , so dass ich ihn direkt wegschaffen konnte.


    Jetzt müssen wir auch den kleinen Rest noch entfernen. Lassen wir ihn liegen , behindert er nur den nächsten Arbeitsschritt.



    So sieht es jetzt wieder einigermaßen ordentlich aus.


    Werfen wir jetzt einen genaueren Blick auf den Rasen



    Ihr seht die tiefen Rillen, die entstanden sind.


    3) Vertikultieren Teil 2


    Wir haben bisher eigentlich nur lange tiefe Rillen in den Rasen gezogen. Das schafft noch nicht die nötige Lockerheit. Wir müssen noch einmal ran. Diesmal geht es quer zur vorherigen Richtung. Wir wollen ganz kleine Stücke, die rund um die Wurzeln Platz für Wachstum und Nährstoffe geben.


    Als frisch ans Werk. Noch ein Durchgang


    Und wieder alles an Gras und Moos beseitigen


    Nun wagen wir erneut einen genauen Blick auf den Rasen



    Seht ihr, wie die beiden Linien einander kreuzen ? Sie bilden faktisch ein # in dessen Innenbereich ein kleines Grasbüschel stehen bleibt.


    Tipps für die Arbeiten


    Die richtige Wetterlage
    Es ist gut, wenn der Boden noch feucht ist. Dann kann das Schneidwerk mühelos nach unten vordringen. Istr der Boden trocken, dringen sie nicht so tief ein. Notfalls vorher einfach wässern.


    Die richtige Arbeitstiefe
    An motorgetriebenen Vertikulierern kann man die Arbeitstiefe einstellen. Wie tief sie bei dir sein muss, musst du einfach mal testen. Das Werkzeug sollte mindestens bis auf Wurzeltiefe des Rasens gehen, damit die Nährstoffe direkt an die Wurzeln kommen können.


    Die richtige Arbeitsweise
    Nicht jede ist korrekt. Die richtige Arbeitsweise ist von der benutzten Maschine abhängig. Manche Geräte kann man mühelos einfach vor und zurück ziehen. Andere dagegen darf man nur vorwärts benutzen und muss deshalb immer wieder umdrehen.


    Auf mechanische Geräte ohne Motor komme ich dann im Werkzeugbereich zu sprechen. Sie werden auch kaum noch eingesetzt weil es sehr mühsam und ineffektiv ist.


    Faulheit macht nur mehr Arbeit
    Die Fangsäcke von Rasenlüftern können nie groß genug sein - in der Regel sind sie aber immer viel zu klein.
    Je mehr Moos im Rasen ist , desto öfters muss man den Fangsack leeren. Je nach Rasen, ist man länger mit dem Entleeren beschäftigt als mit der eigentlichen Arbeit.


    Das war nicht das einzige Rasenstück, das ich an diesem Tag bearbeitet habe. Ihr seht auch nur einen kleinen Bildausschnitt. Es gab aber noch ein kleineres. Während ich das bearbeitete , begann auch mein Nachbar mit einem ca. gleich großen Stück bei sich am Haus.
    Der Nachbar hatte leider einen Rasenlüfter ohne Fangkorb. Man hörte, wie sich das Gerät immer wieder durch die Massen an Gras und Moos arbeiten musste, die es herausgelöst hatte. Danach musste der Nachbar alles mühsam per Hand zusammen fegen. Er sparte ich die viele Lauferei (weil es bei ihm sowieso nicht anders ging) , war aber sehr viel später immer noch an der schweißtreibenden Aufräumarbeit als ich bereits mit dem nächsten Projekt beginnen konnte.


    Lass die Maschinen arbeiten. Dafür sind sie da
    Bei meinem ersten Versuch vor zwei Wochen , hatte ich nach dem Vertikulieren auch noch alles mühsam mit einem Laubrechen zusammen gefegt, was liegen geblieben war. Das ist mehr als mühsam.


    Diesmal war ich schlauer und habe eine Maschine die Arbeit machen lassen.
    Nach dem Verikulieren habe ich einfach "noch einmal gemäht" . Der Rasenmäher hat das eingesammelt , was der Vertiklutierer liegen gelassen hatte .
    Zeitaufwand :
    Vertikulieren mit unzähligen Entleeren des Fangkorbs 45-60 Minute pro Durchgang
    Gras- und Moosreste mit dem Rasenmäher entfernen dauerte exakt 10 Minuten.


    Plane rechtzeitig vorher
    Das hat nichts mit der Arbeit zu tun, sondern mit dem "Restmaterial"
    Nur dieser kleinen Fläche sind rund 2 Kubikmeter an Biomasse angefallen. Die müssen auch entsorgt und untergebracht werden können.
    Je vermooster ein Rasen ist , desto mehr Biomasse fällt an. Ich habe deshalb die gesamte Rasenfläche in mehreren Abschnitten bearbeitet , damit ich die Masse überhaupt irgendwie unterbringen konnte. Nach 2 Wochen war der erste Teil schon relativ weit fortgeschritten kompostiert gewesen.


    Jetzt kam das neue Biomaterial in die gleiche Kompostgrube. Doch zum Glück handelte es sich ja einfach nur um Gras und Moos. So konnte ich den fast 2 Meter hohen Haufen auf der Grube einfach verdichten.
    Ich stieg als hinein und begann ihn einfach nach unten zu treten, bis er auf der Höhe der Umrandung war. Ist nicht besonders gut für das Kompostieren , aber anders wird man solchen Mengen an Material auch kaum Herr .


    Was ist eigentlich eine gute Alternative zum Rasenlüften ?
    Die einzige gute Alternative ist, dass man sich einen Gärtner oder anderen Helfer bestellt und ihn für die Arbeit bezahlt. Er darf aber nicht nur die Arbeit machen , sondern muss auch das Biomaterial entsorgen. Nur unter dieser Bedingung lohnt es sich, dafür Geld zu bezahlen.


    Was muss man unbedingt beim Vertikulieren beachten ?
    Unter der Maschine sind immer sehr scharfe Schneideeinheiten. Ihr dürft sie also auf gar keinen Fall im Betrieb auf die Seite legen wollen.


    Manch Einer wird es vielleicht machen wollen, um die Maschine später zu reinigen.
    Das ist extrem hirnrissig und idiotisch. Da muss nur in Schuhband oder Hosenbein in die Nähe kommen und es zieht dich in die Maschine hinein. Was hart Erde durchschneidet , geht auch locker durch weiches Fleisch und Muskeln.


    Aus dem gleichen Grund solltet ihr mit so einer Maschine auch nicht mit Sandalen oder Barfuß arbeiten. Ein falscher Tritt , ein Stolpern oder sonst eine Unachtsamkeit und du musst dir später ein paar Zehennägel weniger schneiden. ;)


    Achte immer darauf, dass du das Kabel nicht direkt neben oder vor der Maschine hast.
    Diese Maschinen hacken das Kabel schneller durch als du es erwartest. Jetzt fehlt nur noch ein Missgeschick, damit du einen Stromschlag bekommst.
    Zieh also das Kabel immer brav hinter dir her. Lege es bei langen Strecken an einer Seite aus bevor du beginnst. Arbeit immer vom Kabel weg , dann nervt es dich auch nicht.


    Was kann man nach dem Rasenlüften noch machen ?
    Der Boden ist jetzt soweit vorbereitet , dass du ihn düngen kannst. Neben Dünger kannst du aber auch Mittel streuen oder gießen, die das Wachstum vom Moos hemmen sollen. Auch Unkrautvernichtungsmittel (speziell für Rasen) können angewendet werden.

    Achtung: Nicht übertreiben.

    Danach darf der Rasen in der Regel auch einige Tage nicht betreten werden und/oder es darf keine Sonne scheinen oder regnen. Das klingt konfus ? Ja, es kommt nämlich auf das einzelne Mittel an. Auf jeden Fall die Gebrauchsanweisung lesen !
    Manche Mittel sind so problematisch, dass man nach dem Einsatz sogar die Schuhe abwaschen muss und wenn man sie an die Haut bekommen hat, muss man sofort medizinische Hilfe suchen - dabei handelt es sich nur um "ganz normale Dünger".
    Mit Chemie ist eben nicht zu spaßen.