Dummheit kommt durch Faulheit

  • Zunächst einmal eine Klarstellung: Intelligenz hat nichts mit schlau oder dumm zu tun.
    Es gibt viele Intelligente, die "zu dumm sind , sich die Schuhe zu binden".
    Es gibt viele "Unintelligente" , die genial in ihrem Bereich sind


    Schlauheit entsteht durch Wissen , Dummheit durch mangelndes Wissen.


    Dummheit kommt durch Faulheit
    "Das Gehirn ist ein Muskel, der trainiert werden muss"


    In der Schule wird man dazu getrieben, immer neues Wissen zu erwerben. Mit jedem Bisschen Wissen wird man auch immer wieder etwas schlauer.
    Kinder werden also "zum Schlauwerden gezwungen". Es gibt für sie keine Wahl .. ob sie wollen oder nicht :P :;)


    Als Erwachsene haben sie dann aber wieder die Wahl.
    In der Regel erwerben sie Wissen in ihrem Beruf. Sie werden darin immer schlauer.
    Da sie aber das "Grundwissen" aus der Schule kaum noch voll benutzen oder benötigen, geht es mit der Zeit immer mehr verloren.
    In diesen Bereichen werden sie immer dümmer. Dem Gehirn fehlt der Anreiz , sich immer wieder damit zu beschäftigen.


    Jetzt kommt es auf die Art des Berufs an , in wie weit man "mit der Zeit verdummt"
    Beschränkt man sich nur auf die eigentliche Arbeit - und die ist intellektuell nicht sehr anspruchsvoll - geht massiv an Wissen verloren.
    In dem Fall wäre man also eigentlich "nur zu faul" sich auch anderes Wissen anzueignen oder es weiterhin zu trainieren.


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    Ich persönlich habe solche "Verdummungsphasen" auch hin und wieder an mir feststellen können.
    Es gab eine Zeit , in der ich mich wirklich nur mit allem rund um meinen Beruf beschäftigte. Das sowohl in Freizeit als auch im Beruf. Das war "mein Leben".
    Alles was das betraf, darüber war ich besser informiert als jeder Andere. Da mehr ich sozusagen "Oberprofi" :D


    Zeitgleich stellte ich aber irgendwann fest, dass mich anderes überhaupt nicht mehr interessierte. Ich vergaß immer mehr und hatte irgendwann sogar Gedächtnisprobleme.
    Damals fand ich aber eine Möglichkeit, die mich wieder dazu zwang , mir immer mehr Neues merken zu müssen.
    Das Prinzip war "entweder schreibe ich mir alles auf oder ich muss es mir merken". Zum Schreiben war es zu viel und die Zeit hätte auch nicht gereicht. Dazu war ich viel zu faul. "Merken" war also einfacher und bequemer.


    ...


    In einem ganz anderen Berufsbereich hatte ich zuvor auch sehr viel Neues lernen müssen, um auch dort zum Profi zu werden.
    Dadurch hatte ich auch wieder etwas Gehirntraining. Neues Wissen ergänzte altes , das immer noch aktiv trainiert wurde.
    Im Nachhinein stellte ich aber auch dort fest, dass ich doch wieder eine ähnliche Fokussierung durchmachte.
    Da der Arbeitsbereich und der Beruf jedoch sehr weitläufiges Wissen umfassen musste, wirkte es sich auf den "Verdummungsafaktor" nur wenig aus.
    Ich benötigte sehr viel Grundwissen aus der Schule und den anderen Berufen.


    ...


    Als ich zum Handwerker wurde , musste ich natürlich auch viel neu lernen. Das war wieder ein Plus an Wissen.
    Jetzt wurde ich also auch in dem Bereich immer schlauer.
    Als Zeitarbeiter war ich gezwungen , fast alle paar Wochen neue Berufe soweit zu lernen , dass ich sie ausüben konnte.
    Da ich das bisherige Wissen aber nicht mehr einsetzen konnte, schob es sich so langsam immer weiter in den Hintergrund.


    Zu Beginn , als ich nur einfache handwerklich Tätigkeiten ausführen sollte, merkte ich, dass ich während der monotonen Arbeiten mein Gehirn nicht wirklich beschäftigen konnte. 8 Stunden durchgehend Flaschen in der Hand drehen , ist ja nun wirklich keine "schlaue" oder "intelligente" Tätigkeit.
    Ich versuchte , mein Gehirn auf Trab zu halten, indem ich rechnete, wie schnell man im Durchschnitt war usw.
    Damals begann eigentlich auch "meine Macke mit der Rechnerei".


    ...


    In einem ganz anderen Beruf musste ich mir komplett neues und sehr umfangreiches Wissen aneignen.
    Gleichzeitig musste ich auch wieder Wissen aktivieren, das man schon lange kaum mehr nutzt.
    Wer rechnet schon noch große Rechenoperationen ohne Taschenrechner oder Zettel und Papier durch ?
    Dazu wurde ich aber gezwungen , weil alles "on the fly" und ohne Hilfsmittel passieren musste.


    ...


    In einer viel späteren weiteren Ausbildung wurden alle Teilnehmer zunächst einmal wieder auf "Grundwissen 10 Klasse Schule" in Mathematik gebracht.
    Dazu bekam man zunächst Tests zum Ausfüllen, die wirklich mit einfachster Addition begannen.
    Die Tests betrafen dann im Laufe der Reihe wirklich alles was man je in der Schule hatte lernen müssen.


    Manch Einer "hakte" schon bei Addition, weil er sich nur noch auf Taschenrechner verlassen hatte.
    Andere waren nicht mehr in der Lage, einfache Formeln nachzuvollziehen oder aufzubauen. Sie hatten sich so an die Klickerei in Tabellenkalkulationen gewöhnt, dass sie Formeln nicht mehr wirklich erstellen konnten.


    Dann kam für mich "Ausbildungsauffrischung" aus meinem ersten erlernten Beruf. Es ist schon ganz interessant, was man alle nie wieder benötigt hat und deshalb verdrängt hat.


    ...


    Aktuell benutze ich zum Glück fast alles was ich früher gelernt habe auch im Beruf. Dieses Wissen bleibt also aktiv. Was ich beruflich nicht mehr benutze, über ich in meiner Freizeit aus und versuche in den Bereichen auch, mein Wissen immer noch zu erweitern ( z.B. handwerkliche Tätigkeiten)


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    Ich habe aber auch festgestellt, dass sich ehemalige Schulkameraden ganz anders entwickelt haben.
    "Auf dem Dorf geblieben" haben sie weniger Anreize zum Lernen gehabt. Ihr Spezialwissen ist sehr groß . Sobald es jedoch um etwas geht, das diesen engen Bereich verlässt , "müssen sie passen".


    Auch wenn ich in einen anderen Beruf oder Firma kam , erlebte ich es immer wieder , dass sich sehr viele Menschen auf dem "vorhandenem Wissen ausruhten". Manche sagte mir ganz offen "Ich bin einfach zu faul dazu , mir über anderes Gedanken zu machen".
    Ihnen erging es also so wie mir damals auch: Sie "verdummten" und waren sich dessen auch voll bewusst. Sie wollten jedoch nicht dagegen steuern.


    So etwas betrifft aber nicht nur Erwachsene, die schon länger im Beruf sind , sondern sogar Schüler, die gerade erst ihr "Abi gebaut haben".
    Hat ein aktueller Schulabgänger mit Abitur Englisch gelernt ? Ja.
    Hat ein aktueller Schulabgänger mit Abitur den Umgang mit EDV/Computern gelernt ? Ja.
    Hat ein aktueller Schulabgänger mit Abitur ein allgemein fundiertes Grundwissen ? Ja.


    Es sollte also keinen Grund geben, weshalb sie dieses Wissen und Können nicht haben und anwenden könnten.
    Sie haben darin schließlich sogar Prüfungen ablegen und bestehen müssen.


    Und was ist in der Realität ?
    Da muss man mit dem "mit Abitur" erst einmal einen Schnellkurs in Computer durchlaufen.
    Da muss man einfachste englische Texte übersetzen und auch die anderssprachige Konversation für ihn übernehmen.
    Da muss man ihm erst einmal erklären, wie die Demokratie in Deutschland abläuft und dass man eben nicht "Merkel wählen" kann.


    Wissen nicht aufzufrischen , anzuwenden oder neues Wissen zu erwerben ist Faulheit , die zur Verdummung führt.

    Wir verdummen alle mit den Jahren - egal welchen Alters. Wir vergessen mit der Zeit immer etwas , wir sind alle nur Menschen
    Wir können aber dem Vergessen und der Verdummung gegensteuern.


    Manchmal ist es einfach auch nützlich, dass man sein Wissen aufschreibt.
    Man kann sich dann sozusagen "bei sich selbst Rat holen" wenn man etwas vergessen hat.


    Oder man beschäftigt sich einfach mit den Problemen anderer Menschen und versucht deren Probleme nachzuvollziehen und Lösungen zu finden. So bekommt man auch immer wieder neues Wissen.


    xxxxx


    Wenn ich hier etwas aufschreibe , dann sind es Sachen, die ich weiß, probiert oder überlegt habe.
    Diese Seite zwingt mich faktisch dazu "nicht faul zu sein" , sondern immer wieder neues Wissen zu erwerben und altes aktiv zu halten. Sie schützt mich davor vor den Fehlern der Vergangenheit: Dummheit durch Faulheit beim Denken.
    Ich nehme nichts "als gegeben" hin, sondern betrachte alles kritisch.


    PS:
    Ich habe mich übrigens mal rund 1 Jahr komplett durchtesten lassen .
    Nein, das waren keine IQ-Tests. Ich wollte ja nicht wissen , wie intelligent ich bin. Es waren medizinische, neurologische und psychologische Tests . In den Tests lag ich oberhalb des üblichen Durchschnitts.
    Mein "Prinzip des dauernden Lernens " scheint also erfolgreich zu sein. Es ist also ein möglicher Weg, der Verdummung zu entfliehen.


    Bist du intelligent ? Völlig egal
    Hauptsache du bist so schlau, immer weiter fleißig neu lernen zu wollen und altes Wissen zu nutzen.
    Dann wirst du kein Opfer der "natürlichen Verdummung".


    Alte Volksweisheit

    Zitat

    Du wirst alt wie eine Kuh und lernst immer noch dazu