Wie hält ein Motor möglichst lange ?

  • Diese Frage bekam ich letztens einmal gestellt. Ich habe dazu einige Theorien und Erfahrungen, die ich gerne mit euch teilen möchte.


    Ein paar grundsätzliche Überlegungen zuerst.


    1) Ein kleiner Motor hält nicht so lange wie ein großer
    Damit ein kleiner Motor die gleiche Kraft erzeugen kann, läuft er in der Regel bedeutend schneller als ein großer Motor.
    Er braucht also viel mehr Umdrehungen pro Minute für die gleiche Anzahl an Kilometern.
    Jede Umdrehung bedeutet aber auch gleichzeitig Verschleiß am Motor. Mehr Umdrehungen = mehr Verschleiß.


    2) Kleine Motoren werden öfters an der Leistungsgrenze gefahren
    Würde ein kleiner Motor Tempo 200 schaffen (reine Fiktion) und ein großer Motor 400 km/h, würde der kleine Motor für Tempo 100 schon 50% seiner Motorleistung verwenden, während der große Motor für das gleiche Tempo nur 25% aufwenden muss.
    Während der kleine Motor also bereits ich Laufschritt trampelt, trottet der große Motor immer noch in der Nähe seine Ruhepulses herum.


    3) Kleine Motoren werden überwiegend im Kurzstreckeneinsatz genutzt
    Kurzstreckeneinsatz bedeutet extremer Verschleiß.
    Große Fahrzeuge sind im Stadtverkehr her unpraktisch. Ihre Domäne ist daher eher die Langstrecke.
    Langstreckenfahrzeuge müssen weniger oft gewartet werden (siehe Inspektionsintervalle bei Fahrzeugen) weil sie wenige Verschleiß haben.


    4) Kleine Motoren sind insgesamt schwächer gebaut
    Ein kleiner Motor besteht aus weniger und dünnerem Material. Selbst bei identischem Verschleiß wie bei einem großen Motor, kommt der kleine Motor also automatisch eher an seine physikalischen Grenzen. Er hält also nicht so lange.


    Will man also, dass ein Motor möglichst lange hält, muss man einfach nur jeden überflüssigen Verschleiß vermeiden.


    a) Die Leistungsobergrenzen des Motors meiden
    Fahre ihn möglichst oft nur im mittleren Drehzahlbereich und bringe ihn nicht immer in die oberen Bereiche.
    Weniger Drehzahl = weniger Umdrehungen = weniger Bewegungen im Motor = weniger Verschleiß.


    b) Häufige Lastwechsel und Kurzstrecken meiden
    Wenn du über eine Umgehungsstraße Staus und Stop-and-Go vermeiden kannst, vermeidest du auch den erhöhten Verschleiß. Gleichzeitig sparst du dabei sogar Kraftstoff, Reifen und Bremsen, weil du ja kontinuierlicher fahren kannst. Trotz Umweg kannst du sparsamer und effektiver fahren.


    c) Regelmäßige Ölwechsel mit besonderen Ölen
    Autos fahren auch mit "dicken Ölen". Sie brauchen aber länger bis sie ihr Wirkung möglichst effektiv entfalten können. Bis dahin sorgt das dicke Öl aber für mehr Verschleiß als ein dünnflüssigeres. Ein dünnes Öl mindert aber direkt von Anfang an den Verschleiß, weil es ja nicht erst "geschmeidig werden muss", sondern es von Anfang an schon ist.


    1/2 Liter dickes Öl nachgefüllt ist besser als zu wenig Öl. Das dicke Öl "versaut" aber den kompletten Rest. Die Viskosität steigt insgesamt und damit auch der Verschleiß.
    Umgekehrt macht es aber nichts.


    Optimal ist, wenn man das vom Hersteller empfohlene Öl einfüllt. Gibt es aber ein dünneres Öl, das die gleichen Bedingungen erfüllt, ist es noch besser als das "optimale" Öl, weil der Motor dadurch viel weniger Verschleiß hat.


    d) Untertourig fahren spart Sprit, fördert jedoch den Verschleiß
    Untertourig zu fahren, bedeutet, dass der Motor Mühe hat, die Drehzahl zu halten. Spätestens wenn er ruckelt, steigt der Verschleiß enorm.
    Halte ihn also in einem niedrigen Drehzahlbereich, aber doch so hoch, dass er "rund läuft".


    e) Wenn du die Wahl hast, nimmt den größeren Motor
    Schaut euch Oldtimer an. Vor vielen Jahrzehnten holte man aus mehreren Litern Hubraum gerade einmal 40-60 PS. Die Oldtimer von damals haben teilweise mehr als 1 Million Kilometer auf dem Tacho, laufen aber immer noch wie am ersten Tag.
    Die Motoren waren so stark und "dick", dass ihnen der Verschleiß nichts anhaben konnte.
    Für große Motoren sind 1/2 Millionen nichts Besonderes sondern der ganz normale Alltag.


    Man darf aber nicht "großer Motor = viel PS und Leistung" denken. Hier geht es nur um Hubraum, nicht um Motorleistung.


    Wenn du jeglichen unnötigen Verschleiß meidest, hast du alles getan, damit ein Motor möglichst lange hält.
    Natürlich ist es auch wichtig, dass du die anderen Teile nicht vergisst. Sind sie schlecht gewartet, belasten sie den Motor und erhöhen seinen Verschleiß wieder.
    Optimale Wartung und Pflege sorgen dafür, dass der Motor viel länger hält als man üblicherweise denken mag.


    Bitte vergesst aber nie, dass der Rest vom Fahrzeug viel weniger lange hält. Der Motor ist nur ein Teil des Fahrzeuges.
    Es spielt keine große Rolle, dass der Motor vielleicht noch 2 Millionen Kilometer halten würde, wenn der Rest längst zu Metallstaub zerfallen ist.
    Am Ende sollte man sich lieber vom ganzen Auto verabschieden, als es so lange weiter zu reparieren, bis der Motor dann endlich auch hinüber ist. . Irgendwo gibt es dann Grenzen, an der sich nichts mehr lohnt .. auch der haltbarste Motor nicht.


    Würde mich jemand fragen "Wie lange hält der Motor eines Kleinwagens ?"
    Würde ich antworten "so lange bis der Rest nicht mehr zu gebrauchen ist".


    Bei 250.000 Km sollte man eher dem Rest des Wagens seine Aufmerksamkeit schenken als dem Motor. Der hält garantiert noch 150.000 Km mehr .. wenn man ihn gern unter der Achsel mit sich schleppen will .. denn der Rest des Wagens ist bis dahin längst Schrott.