Wie kann man das Tempo schätzen ohne Tacho ?

  • Fällt der Tacho aus, fehlt plötzlich das wichtigste Instrument im Auto. Ich persönlich brauche ihn, um zu erkennen, ob ich mit einer Geschwindigkeit fahre, die gefährlich ist.


    Beispiel:
    Autobahnabfahrten sind auf ca. 60 km/h ausgelegt. Einige Km/h mehr sind auch noch machbar. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit kommt es nur noch auf Fahrzeugeigenschaften an, ob man die Abfahrt noch schafft. Diese Grenze ist aber bei jedem Fahrzeug anders und man sollte sie nicht ausloten wollen.


    Dass der Tacho ausfällt ist zwar relativ selten. Falls das dann aber wirklich einmal auftritt, sollte man ein paar Ideen haben, wie man den Ausfall kurzzeitig kompensieren kann.


    Möglichkeiten, die eigene Geschwindigkeit einzuschätzen


    Andere Fahrzeuge als Referenzwert nehmen


    LKW
    Lastkraftwagen dürfen maximal 80 km/h fahren. In der Regel sind sie deshalb nicht viel schneller als 90 km/h unterwegs.
    Hier haben wir also eine Konstante als Anhaltspunkt für die eigene Geschwindigkeit. Man kann sich nach ihnen richten, um ein gewisses Tempo zu fahren.


    PKW
    Leider halten sich PKW oft nicht wirklich an Temporegeln, außer in der Nähe von gut sichtbaren Radarfallen. In diesen Bereichen fahren sie dann nach Vorschrift und man kann ihr Tempo als Referenzwert nutzen.


    Fahrradfahrer
    In der Vielzahl bewegen sich Radfahrer mit ca. 20 km/h vorwärts. Hier haben wir erneut einen Referenzwert nach dem wir uns richten können.


    Andere Instrumente nehmen


    Tourenzähler
    Wenn man einen Wagen schon etwas länger fährt, weiß man oft genau, bei welchem Tempo man welchen Gang nehmen muss, um dieses Tempo zu halten. In der Regel zeigt der Tourenzähler dann auch relativ statisch einen ganz bestimmten Wert an.


    Man muss also nur den bestimmten Gang einlegen und darauf achten, dass man den entsprechenden Tourenbereich erreicht und hält, schon fährt man mit der entsprechenden Geschwindigkeit.


    eigene Fähigkeiten und Wissen
    Stopp !!!
    Es gibt nur sehr wenige Menschen, die eine Geschwindigkeit ohne Hilfsmittel wirklich korrekt einschätzen können. Die wenigen von ihnen brauchen dazu auch jahrelanges Training und Erfahrung. Trotzdem brauchen sie auch bestimmte Anhaltspunkte und können oft auch nur sich nähernde Fahrzeuge einschätzen.
    Das klappt, weil sie sehen, mit welcher Geschwindigkeit das sich nähernde Fahrzeug an bestimmten Markierungspunkten vorbei fährt und wie schnell es am nächsten Punkt ist.
    Faktisch errechnen sie intuitiv die Geschwindigkeit durch die vergangene Zeit zwischen diversen Punkten.


    Während der Fahrt machen wir das zwar auch intuitiv z.B. wenn wir auf einer Landstraße überholen wollen und Gegenverkehr haben. Dabei wissen wir aber auch wie schnell wir selbst fahren. Jetzt nutzt uns diese Fähigkeit nichts mehr.
    Wir wollen ja nicht wissen, ob wir vor einem bestimmten Punkt vor dem Gegenverkehr erreichen, sondern wie schnell wir selbst sind.


    Motorgeräusche


    Fährt man einen Wagen schon länger, weiß man irgendwann auch, wann man bei welchem Motorgeräusch schalten muss.


    Beispiel:
    Bei 50 km/h läuft der Wagen im 4. oder 5. Gang gerade noch "rund", während der 3. oder 4. schon leicht "genervt klingt". Ähnliche Geräusche hört man auch immer wieder bei anderen typischen Geschwindigkeiten.


    Wir nutzen dieses Wissen nun, um die typischen Geschwindigkeiten zu fahren.


    Lerneffekt
    Wer sich noch nie Gedanken darüber gemacht hat, steht "dumm da", wenn der Tacho ausfällt. Jetzt muss man "Geschwindigkeit lernen". Dazu brauchen wir nur eins der Referenzfahrzeuge von oben.


    Immer wenn wir so eine Referenzgeschwindigkeit haben, merken wir uns einfach den Gang, das Motorgeräusch und was der Tourenzähler anzeigt.


    Fahrrad = 20 km/h... sicheres Tempo für 30er Zonen
    LKW = 70-90 km/h ... sicheres Tempo für Landstraße


    Vielleicht fallen euch ja noch andere Fahrzeuge ein oder auf, die immer mit ähnlicher Geschwindigkeit fahren. Dann habt ihr weitere Referenzwerte.



    Der Herdentrieb
    Eigentlich nennt es sich im Fachjargon ja "angepasste Geschwindigkeit". Man passt sich einfach der Geschwindigkeit anderer Fahrzeug an.
    Dabei muss man natürlich davon ausgehen, dass sich die Überzahl auch an Verkehrsregeln hält. Im Zweifelsfall immer das langsamste Fahrzeug als Vorbild nehmen. Lieber etwas langsamer als zu schnell.


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    Welche Geschwindigkeiten kann man ganz gut abschätzen ?


    In einem 300 Km Test habe ich gestern mal probiert, wie gut ich persönlich eine Geschwindigkeit abschätzen kann. Die Skala auf der Strecke reichte von 40 - 130 km/h. Es ging über Landstraße, Autobahn, Ortsdurchfahrten und Baustellen.


    Ich fuhr dabei eine Strecke, die ich seit Jahren fahre und kenne und einen Wagen, den ich auch seit Jahren benutze. Ohne diese Voraussetzungen hätte ich nicht gewagt, ohne auf den Tacho zu schauen, zu fahren.
    Zuerst Tempo erreichen, danach Kontrollblick auf digitalen Tempomesser.


    30 km/h - ich fahre mit 25 km/h auf der sicheren Seite
    40 km/h - klappt. Ich habe "35 intus"
    50 km/h - klappt. Kontrollblick auf Tacho zeigt mir 52 km/h.
    60 km/h - ich fahre 59 km/h
    70 km/h - ich fahre exakt 70
    100 km/h - ich bin mit 98 unterwegs
    120 km/h - 115 liegen an
    130 km/h - mit 128 ganz gut abgeschätzt


    Auf Strecke und beim Beschleunigen ist ja alles ganz einfach. Wie sieht es aber aus, wenn man längere Zeit höhere Geschwindigkeiten gefahren ist ?


    Diesmal habe ich das Tempo nur "nach Gefühl" gewählt. Natürlich half mir dabei die Fahrerfahrung dass ich die Strecke genau kannte.
    Ich wusste: Wenn ich an bestimmten Stellen den Fuß vom Gas nehme, bin ich an der nächsten Stelle mit exakt dieser oder jener Geschwindigkeit.


    Die Streckenkenntnis half mir, exakt die gewünschte Geschwindigkeit zu erreichen. Nun zur kritischten Stelle: Abfahrt von der Autobahn nach längerer Fahrt mit höherer Geschwindigkeit....
    Bevor es in die übliche Rechtskurve ging, sicherheitshalber noch das Tempo kontrolliert: Ja ich hatte 52 km/h drauf. Alles gut.


    Es ist also wirklich möglich, das eigene Tempo auch ohne Tacho abzuschätzen. Das klappt aber nicht mit einem nie gefahrenen Fahrzeug und bei einer neuen Strecke und ohne anderen Verkehr.
    Es kann aber auch sein, dass mir der regelmäßige Kontrollblick die nötige Sicherheit gab.


    Im Zweifelsfall bei Tacho-Ausfall das eigene Tempo an den übrigen Verkehr anpassen und so bald wie möglich von der Fahrbahn runter.