Technik von gestern

  • Wenn man alte Kinofilme schaut, kommt dort auch immer mal wieder "Technik" von gestern vor.
    Manche Sachen gibt es heute noch und andere wurde längst durch moderne Technik abgelöst.


    In diesem Bereich wollen wir einmal so alte Technik(en) erwähnen und erklären.

  • Filofax


    Ein Filofax ist ein kleiner Terminkalender im Taschenformat. Der Inhalt ist, wie bei einem Ringbuchordner, austauschbar.
    Das "Filo" kann von 5-10 cm dick sein


    In ein Filofax trug man eigentlich alle Termine und Notizen ein. Wer so einen Taschenkalender wirklich richtig benutzte, verließ sich auch darauf, wie man sich heute auf sein Smartphone-Terminkalender verlässt.
    Ein Filofax enthielt aber nicht nur Termine, sondern man merkte sich darin auch sehr viele persönliche Sachen und heftete auch andere Sachen dort ab.


    Das große Problem dabei war:
    Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, merkt man sich Termine nicht mehr, sondern verlässt sich allein auf das kleine Büchlein. Vergisst oder verliert man sein Filofax, ist man faktisch verloren. Man hatte verlernt, sich alles im Kopf zu merken.


    Es gibt sogar einen Film mit dem Titel "Filofax".


    Filofaxe gibt es heute noch. Heute nennt man sie aber einfach nur Ringbuchtaschenkalender.
    Diese kleinen Kalender kosten teilweise genau so viel wie ein einfaches Smartphone, weil sie sehr aufwendig und hochwertig gearbeitet werden, damit sie viele Jahre halten sollen.
    Ist das Jahr vorüber, holt man sich ein neues Kalendarium und tauscht das alte dadurch aus. Die wichtigen Notizen bleiben drin und das alte Kalendarium wird teilweise sogar aufbewahrt und archiviert.

  • Pager / Pieper


    Der Pager stammt aus einer Zeit in der es weder Handys noch SMS gab. Es ist ein kleines Gerät mit einem Minidisplay, das nur ein paar Zeichen nebeneinander darstellen kann und das man am Gürtel mit sich trug.


    Ein Pager hat eine individuelle Kennung und eigene Telefonnummer. Wollte man etwas auf einem Pager erscheinen lassen, rief man eine Pagerzenrtrale an und gab an, was auf dem Pager angezeigt werden sollte.
    Im Normalfall ließ man seine Rufnummer anzeigen. Derjenige mit dem Pager musste dann die Nummer anrufen, damit er wusste was los war.


    Eine fortgeschrittene Version der Pager-Nutzung bestand darin, dass man bestimmte Zahlencodes vereinbarte, um eine bestimmte Nachricht zu übermitteln.
    Dann wusste der mit dem Pager auch gleich was der Grund des Pagerrufs war und musste nicht unbedingt zurück rufen.


    Der Begriff "Piepser" kommt daher, wie ein Pager arbeitet.
    Erhält ein Pager eine Nachricht, gibt er so lange einen Signalton (ein Piepsen) ab, bis man das Signal abschaltet.


    Weil Pager damals relativ teuer waren - man musste Grundgebühren zahlen und jede Nachricht kostete relativ viel Geld - hat er sich nie weit verbreitet. Nur wirklich wichtige Leute hatten einen Pager.


    Pager gibt es heute noch. Sie werden als Funkmeldeempfänger bezeichnet.
    Heutzutage sind sie noch bei Rettungspersonal im Einsatz und sie können auch mehr als in der Anfangszeit.


    Wer sich näher dafür interessiert, kann ja mal bei Wikipedia nachschlagen

  • SMS - Short Message Service


    Wer das heute liest, wird denken wollen "Das ist doch keine alte Technik. Die hat heute doch noch jedes Handy".
    Leider, liebe Leute, ist das auch Technik aus dem letzten Jahrtausend. Die Zeit der SMS ist längst vorbei. Die Technik wurde längst durch bessere abgelöst. SMS benutzt kaum noch Einer.


    SMS kam mit den Mobiltelefonen (Handys) auf den Markt. Anfangs musste man erst eine Nachricht empfangen haben, bevor man selber auch welche senden konnte. Nicht jedes Handy konnte vom Start weg selbst eine SMS senden..
    Das berühmteste Business-Handy der 1990er Jahre ( Nokia 2110i) war "Oberklasse", musste jedoch auch erst ein SMS empfangen bevor es selber die erste senden konnte.


    SMS ist auf 160 Zeichen beschränkt. Das hat sich bis heute eigentlich nie geändert. Später wurden "extra lange SMS" angeboten, die aber nur eine Aneinanderreihung von mehreren SMS waren.
    Auch wenn man einen einzigen lange Text sendete, wurde er in die 160 Zeichen Norm unterteilt und als entsprechend viele einzelne SMS gesendet.


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    SMS verbreiteten sich damals, weil man damit jemanden auch dann erreichen konnte, wenn er nicht ans Handy ging.
    Man setzte die Nachricht ab und der Empfänger las sie, wenn er Zeit hatte.
    Man musste also nicht auf einen Anrufbeantworter (Maillbox) sprechen, die der Andere dann erst abhören musste, sondern konnte die Infos direkt senden.


    Der zweite Grund für die Beliebtheit war, dass SMS extrem billig, verglichen mit einem Anruf, waren.
    1 angefangene Gesprächsminute kostete damals per Handy 1,99 DM - das sind rund 1 Euro für jede angefangene Minute.
    Eine SMS kostete im D2-Netz zu gleicher Zeit nur 0,20 DM = 0,10 Euro. Wenn man sich sehr kurz fasste, konnte man mit einer einzigen SMS genau so viel schreiben, wie man in einem kurzen Telefonat sagen würde.
    Das war der Anfang der SMS-Kürzel wie z.B. HDGDL für "Hab dich ganz doll lieb" und ähnlichem Buchstaben- und Zeichensalat.


    Wer aber fleißig SMS schrieb, wurde dafür auch noch mit geringeren SMS-Gebühren belohnt. Ab 100 SMS kostete die SMS nur noch 0,02 DM = 1 Cent.


    Man zahlte also für die ersten 100 SMS rund 10 Euro und für die nächsten 1000 SMS auch nur noch 10 Euro.
    1.100 Kurzgespräche hätten im Direktvergleich 1.100 Euro gekostet.


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    SMS funktionieren auch dann noch wenn Mobilfunkverbindungen und Internet nicht mehr durchgängig möglich sind. Es genügt, wenn das Handy nur ganz kurz Kontakt zum Mobilfunknetz hat, um SMS zu senden und zu empfangen.


    Mit einem alten Handy konnte man SMS auch senden, wenn man nicht auf das Display schauen konnte. Man brauchte kein Display, weil man genau wusste, unter welcher Ziffer welcher Buchstabe an welcher Position war.


    2 = ABC
    3 = DEF
    4 = GHI
    5= JKL
    6 = MNO
    7 = PQRS
    8 = TUV
    9 = WXYZ
    0 = Leerzeichen


    Will man einen Text schreiben, drückt man einfach so oft auf die Ziffer, bis der gewünschte Buchstabe erscheint. Damit man die Tasten immer wieder findet, ist die "5" mit einem kleinen Nippel markiert. Zum Schreiben braucht man also kein Display. Man kann sogar in der Hosentasche eine SMS schreiben und senden.


    SMS ist für die Betreiber eine Goldgrube gewesen. Die Übertragung kostet sie überhaupt nichts, weil es sich um einen Signalisierungskanal handelt, der Grundbestandteil des Mobilfunknetzes ist.


    Ich persönlich habe damals im Monat so rund 1.700 SMS in jeder Lebenslage gesendet. Telefonieren war viel zu teuer und zu auffällig. Nur zum Lesen musste ich das Handy anschauen.
    Ich habe das Simsen aufgehört, nachdem Telefonieren genau so billig wie Simsen wurde. Oder besser gesagt, nachdem eine SMS genau so teuer wie Telefonieren wurde.


    Wenn SMS gleich teuer wie Telefonieren ist, ist Telefonieren billiger als Simsen.
    SMS zu schreiben lohnt nur noch, wenn man weder Internet noch Mobilfunkverbindung hat. In allen anderen Lagen gibt es bessere Wege der Kommunikation.


    SMS ist kurz davor unterzugehen. Die Mobilfunkanbieter kassieren dafür zwar immer noch Geld, jedoch ist es nicht mehr das gleiche große Geschäft wie zu Beginn. Es lohnt sich faktisch nicht mehr weil es kaum noch genutzt wird.

  • Auto-Telefon


    Die ersten mobilen Telefone waren noch so groß und schwer, dass man sie nur in Fahrzeuge einbauen konnte. Die Geräte waren noch so groß, dass man die Sende- und Empfangseinheit im Kofferraum unterbringen musste. Im vorderen Bereich des Fahrzeuges war dann ein normaler Telefonhörer mit Halterung und eine Wähltastatur mit Ziffern zu finden.


    Das erste Besondere war natürlich, dass man ein eigenes Telefon dabei haben konnte. Man konnte also nicht nur anrufen, sondern auch angerufen werden.
    Die Alternative waren nur öffentliche Telefonzellen, von denen es in jedem Ort mindestens eine gab.


    Die zweite Besonderheit war die Zifferntatstatur. Damals hatten Telefone noch Wählscheiben.
    Mit einem Wählscheiben-Telefon eine Nummer anzurufen dauerte fast ewig. Je größer die Zahl, desto weiter hinten lag sie und umso länger dauerte es, bis man sie bis zum Anschlag gedreht hatte und sie wieder in die Ausgangsstellung zurück gedreht war.
    Mit einem Ziffernblock konnte man bis zu 10x schneller anrufen als mit einem Wählscheiben-Telefon.


    Auto-Telefone funktionierten zunächst auf Sonderfrequenzen des Funkbandes und waren ursprünglich nur in Einsatzfahrzeugen der Polizei zu finden. Später gab es eigene Frequenzbänder. Die letzten ihrer Art sendeten dann im analogen C-Netz.

  • Mobil-Telefon


    Ein Mobil-Telefon war ein Gerät in der Größe einer großen Autobatterie. Oben drauf war die Halterung für den normalen Telefonhörer, der mit einem Kabel mit dem Rest verbunden war. Unter der Hörerhalterung war die Tastatur zu finden.
    Bei den letzten Versionen war die Wähltastatur dann schon im Hörer selbst untergebracht.


    Mobil-Telefone funktionierten nur im analogen C-Netz. Damit sie überhaupt Verbindung aufnehmen konnten, mussten Sender und Empfänger mit besonders hoher Leistung arbeiten.
    C-Netz-Geräte nahmen keinen Kontakt zu einzelnen nahen Funkzellen auf, sondern mussten in der Lage sein mehrere Kilometer weit eine Funkverbindung aufzubauen und zu halten. Dazu brauchten sie sehr viel Strom.


    Die Batterie eines Mobil-Telefons war wirklich eine kleine Autobatterie. Deshalb waren die Geräte auch so groß und so schwer. Die Standby-Zeit betrug nur wenige Stunden. Mehr als zu telefonieren konnte man mit diesen Koffer-Telefonen auch nicht machen.


    Waren diese Telefone, mit ihrer massiven Sendeleistung, eigentlich nicht gefährlich beim Gebrauch ?
    Nein. Die heutigen SAR-Werte waren noch nicht erfunden und sie waren auch nicht nötig. Es war unmöglich, die Sendeeinheit beim Telefonieren so nah an den Kopf zu bringen, dass hätte gefährlich werden können.
    Einen Koffer mit einem Gewicht von ca. 15-20 Kg hält man nicht lange an den Kopf. :joker:


    Koffer hinstellen, Hörer abnehmen, Verbindung herstellen, wählen und dann erst telefonieren. Die Sendeeinheit war deshalb immer mindestens 0,5-1 Meter vom Kopf entfernt. Bei der Entfernung gibt es keine SAR-Probleme mehr.


    Das Gefährlichste solcher Telefone war, dass sie beim Transport aus der Hand rutschten und auf den Fuß fielen. Mehr als gebrochene Zehen musste man also nicht fürchten :loool: