Als Kind und Jugendlicher habe ich mir vorgenommen "Ich mache alle Führerscheine, damit ich alle Fahrzeuge fahren darf". Tja, so ist man eben als Kind *lach*
Als Erwachsener wusste ich, das man nur die "Lappen" machen sollte, die man wirklich braucht.
Ich erinnere mich noch ganz gut an meine erste Fahrstunde:
Um 19 Uhr holt mich mein Fahrlehrer in der Innenstadt einer Großstadt ab. Ich war davon ausgegangen, dass er jetzt erst in eine ruhigere Gegend fahren würde, bevor ich zum ersten Mal ans Steuer darf.
"Denkste Puppe" In Dunkelheit und bei Regen musste ich im schlimmsten Stoßverkehr zum ersten Mal ein Auto bewegen. Mann, was habe ich damals geschwitzt und ich war mehr als froh als die erste Fahrstunde dann endlich vorbei war. Nein, das war wirklich nichts was ich gerne öfters haben wollte.
Da ich aber in der Großstadt lebte, fanden auch die meisten Fahrstunden bei dichtem Verkehr statt. Irgendwann kam die nötige Routine und ich stieg nicht mehr "völlig entkräftet" aus dem Wagen aus.
Die erste Überlandfahrt:
In der Stadt hatte ich genügend Übung bekommen, sodass mein Fahrlehrer meinte, dass es nun an der Zeit wäre, auch mal bei höherem Tempo zu fahren. Zum Glück musste man nicht lange fahren, bis man eine "freie Gegend" erreichte.
Nur Tempo 50 Km/h gewohnt, kam mir Tempo 70 schon sehr schnell vor. Mir reichte das völlig. Irgendwie war das jedoch nicht im Sinn anderer Verkehrsteilnehmer, die hinter mir waren und darauf hofften, dass ich endlich mal 100 Km/h wagen würde.
80 Km/h , 90 Km/h reicht das jetzt ? Nein, ich sollte unbedingt ganz genau 100 Km/h fahren. Keinerlei Erfahrung als Fahrer mit so einem hohen Tempo, erhöhte sich wieder die Schweißproduktion und der Stresslevel stieg in höchste Gefilde.
Danach war ich wieder einmal froh, dass die Fahrstunde endlich vorbei war.
Überlandfahrten gehörten später zum Usus, sodass ich auch dort die nötige Routine bekam.
Die erste Fahrt im Schnee:
Ich habe meine Fahrschulzeit ganz gezielt so gewählt, dass ich auf jeden Fall mit Schnee zu tun bekommen würde. Mir ging es nämlich nicht darum, dass ich den Schein möglichst schnell schaffen würde, sondern dass ich möglichst viele Situationen kenne lerne und mich dabei auf eine erfahrene Lehrkraft verlassen kann.
Ich hatte es als Beifahrer miterleben müssen, wie ein Fahranfänger seine erst kritische Winter-Situation hatte, die er nur durch sehr viel Glück ohne Verletzungen überstanden. Ohne dieses Glück wäre das Gespann frontal auf eine Hauswand zu gefahren, weil der Fahrer in der Fahrschule noch nicht gelernt hatte, was er hätte machen müssen.
Ich bat meinen Fahrlehrer also darum, dass wir ganz absichtlich in den tiefen Schnee fahren sollten. Schnee gibt es auch heute noch jedes Jahr in der Gegend und nicht zu wenig. Schnee würde also zu meinen ganz normalen Fahrbahnzuständen gehören.
Kur und knapp:
Wir fuhren einen ungeräumten Feldweg bei dem der Schnee von Meter zu Meter immer mehr wurde. Die Gräben an den Seiten waren nicht mehr als solche erkennbar und nur eine Treckerspur zeigte, wo die Straße war.
Als wir dann feststellten, dass der Trecker da hinten nicht mehr weiter kam, wurde uns klar, dass wir mit einem PKW überhaupt keine Chance dazu hatten.
Zeit für den Fahrerwechsel denn jetzt musste der Wagen auf der Stelle gewendet werden, um auf dem gleichen Weg zurück zu kommen. Auch für den erfahrenen Fahrlehrer war das kein Kinderspiel, weil wir mehr tastend als sehend über den Bereich fahren mussten, wo anfangs des Weges Gräben zu sehen gewesen waren.
Hier war ich auch froh, dass ich das nicht selbst hatte probieren müssen.
Ich fahre auch heute noch sehr sehr gerne im Schnee. Tiefschnee kann mich nicht schrecken und auch bei extremen Steigungen oder Gefällen weiß ich mir zu helfen.
Theorie-Prüfung
Bis zum Prüfungstag hatte ich nicht einmal einen Übungsbogen fehlerfrei ausfüllen können. Ich hasse einfach jegliche Art von Prüfungen und habe sie damals normalerweise wegen Prüfungsangst immer versemmelt.
Mit einer dementsprechenden Stimmung ging ich dann ich die Prüfung.
"Irgendwie sieht die Prüfung völlig Banane aus" dachte ich mir. Dabei hatte es gerade einen Tag vorher noch einige Gesetzesneuerungen gegeben, die sich auch darin wieder fanden.
"Hopp oder topp. Entweder ist jetzt alles richtig oder 100% falsch. Nicht zu lange über eine einzelne Frage grübeln"
Okay, so geschah es dann auch. Alles ausgefüllt und dann abgegeben. "Ist Ihnen nicht gut ? Wollen Sie vielleicht leiber die Prüfung abbrechen und später wiederholen ?" - " Wie ? Ach nein, danke. Ich bin schon fertig".
Ergebnis ? Null Fehler
Praxis-Prüfung
Eigentlich hatte ich genügend Fahrstunden gehabt, das ich mir keine Sorgen machen musste. Die Prüfungsangst bleib trotzdem. Da mein Fahrlehrer mich schon kannte, hatte er deshalb den Termin einfach festgesetzt. "Dann oder du fängst von vorne an"
Rein in den Wagen. Die Kiste springt an und geht wieder aus. Ich hatte bis dahin noch nie einen Wagen abgewürgt. "Keine Sorge. Das hat er eben dauernd gemacht" meinte der Fahrprüfer von hinten.
Also gut. Der Anweisung nach sollte ich jetzt zuerst Autobahn fahren.
Auffahren, so richtig Gas geben, einfädeln, blinken und zum Überholen eines LKW ausscheren, wieder rüber und Richtgeschwindigkeit halten.
Die Routine kam und ließ die Prüfungsangst sogar so weit verfliegen, dass ich mich mit Fahrlehrer und Prüfer über ein Hobby sprach, das wir zufällig gemeinsam hatten. Kleine Plauderstunde bei 130 km/h in der Fahrprüfung *lach*
Runter von der Bahn in eine Wohnsiedlung. Dort dann die üblichen Pflichtübungen absolviert und wieder ab in die Innenstadt mit starkem Verkehr.
" Bestanden. Sie dürfen nicht so ängstlich und vorsichtig fahren. Aber das kommt schon noch mit der Zeit" Meinte der Prüfer danach noch.
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Ja, der Prüfer hatte ein einer Hinsicht Recht. Ängstlich bin ich nicht mehr beim Autofahren.
Angst lähmt das Gehirn, wenn man sich vorstellt was alles passieren könnte. Wenn etwas passiert, muss man reagieren und an nichts weiter denken.
In der anderen Hinsicht hatte er jedoch Unrecht. Die Vorsicht hat sich nicht gegeben.
Ich gehe keine Risiken ein. Erst wenn ich ein Fahrzeug genau kenne, reize ich es so langsam, richtig aus. Ich kenne also vorher die Grenzbereiche, die ich nicht überschreiten darf.
Gleichzeitig rechne ich jedoch auch immer mit Fehlern anderer Verkehrsteilnehmern. Wir sind schließlich alles nur Menschen und Menschen machen auch mal Fehler.
Beruflich und privat war und bin ich immer noch so oft und so viele Kilometer unterwegs, dass ich bei sehr vielen Unfällen Ersthelfer sein musste. Ich habe also Konsequenzen von Fehlern direkt sehen und erleben müssen. Wenn ich nachrechne, habe ich die Millionen-Kilometer-Grenze schon lange überschritten.
Statistisch müsste ich schon in unzählige schwere Verkehrsunfälle verwickelt gewesen sein.
Tatsächlich gab es jedoch nur zwei kleine harmlose Blechschäden und einen großen Totalschaden mitten in einem Massenunfall.
Ein Kind lief mir bei 30 km/h von links in die Seite. Den seitlichen Aufprall des Kindes hätte man auf keinen Fall vermeiden können, sagte man mir später noch. Seit damals rechne ich auch immer mit so etwas .. wüsste aber immer noch nicht, wie ich es sicher verhindern könnte.
Ich behaupte jetzt und heute:
Die unzähligen Fahrstunden - von denen ich wirklich nicht annähernd weiß, wie viele ich genommen habe, bis ich mich sicher genug fühlte - haben mir die nötige Fahrpraxis und Erfahrungen mitgegeben, sodass ich später jede Situation ohne große Schäden meistern konnte.
Wie man in den letzten Jahren sehr gut nachlesen konnte, fahre ich sehr gerne auch mal schneller als andere Verkehrsteilnehmer. Dabei darf man jedoch nie die Vorsicht außer Acht lassen.
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Übrigens habe ich mich auch nicht gescheut, auch nachdem ich meinen Führerschein schon hatte, noch ein paar Fahrstunden zu nehmen.
Noch nie einen Automatikwagen gefahren und dann demnächst dann die Chef-Limousine bewegen sollen ? Eine Fahrstunde extra und schon war alles klar.
Den späteren Motorradführerschein habe ich nicht zu Ende gemacht und vor der Prüfung abgebrochen.
Die Idee war nicht besonders ausgegoren gewesen. Ich wollte ihn nur machen, um schneller und billiger unterwegs zu sein als mit meinem 34 PS Auto.
In dieser Führerscheinausbildung habe ich auch faktisch alles gelernt und erlebt, was man als Motorradfahrer wissen muss.
Was soll ich aber mit dem Lappen, wenn ich kein Geld für ein Bike habe und nicht weiß wo ich eins abstellen könnte ?
Nur damit ich den Lappen habe und gar keine Fahrpraxis bekomme ? Blödsinn
Motorradfahren ist eher ein Hobby, weil man ein Bike ja nicht ganzjährig fahren kann. Spätestens bei Schnee muss man es stehen lassen. Vielleicht mache ich den Lappen später noch einmal .. einfach nur so zum Spaß und als Hobby.
Wenn ich schnell (und sicher) fahren will, nehme ich bis dahin einfach ein entsprechendes Auto. Bei um die 300 Km /h kann man da die Fahrt wenigstens noch ansatzweise genießen .. so kurz sie auch ist *lach*
LKW-Führerschein habe ich nicht gemacht.
Mit meinem Führerschein darf ich sowieso auch LKW-Klassen fahren. Beruflich habe ich es auch einige Jahre gemacht. LKW-Fahren ist für mich nur eine Notwendigkeit, es macht mir jedoch keinen Spaß stundenlang in Kolonnen fahren zu müssen.
Weil ich es am eigenem Leib kennen gelernt habe, kann ich mich auch in die Lage von Berufskraftfahrern versetzen und versuche immer, auch ihre Belange mit zu berücksichtigen wenn ich irgendwo unterwegs bin.
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"Ratgeber" ist ein Freund von Fußgängern, Fahrradfahrern, Bikern, PKW- und LKW-Fahrern.
Er war oder ist ja immer wieder selbst Einer von ihnen und weiß daher wie es ihnen geht.
"Ratgeber" lässt sich aber nicht von "Getue" beeindrucken.
Motor aufheulen lassen, Lichthupe oder LKW-Fanfare ignoriert er nur und denkt sich nur
Zitat
"Typisch Fahr-Anfänger. Ein wirklicher Profi lässt sich dazu nicht hinreißen. Du wirst das irgendwann auch noch lernen. Bei manchen dauert es eben etwas länger"