Flutkatastrophe wirkt sich auch auf andere Regionen aus

  • Wer nicht in einer der betroffenen Regionen lebt, könnte eventuell denken, dass ihn das alles nichts angeht. "Ist eben passiert. Das Leben geht weiter".


    Das ist aber ein Trugschluss: Nicht nur die Bewohner, sondern auch viele andere sind betroffen.


    So befindet sich zum Beispiel in Erftstadt ein Verteilerzentrum der DPD.

    Das ist im Normalfall für den Großraum Köln zuständig ist. So lange der Betrieb noch nicht wieder aufgenommen werden kann, bleiben alle Sendungen (die zum Zeitpunkt der Überflutung dort angekommen waren) dort so lange liegen, bis alles wieder neu organisiert werden konnte.

    Natürlich setzt man alles daran, den Normalbetreib wieder herstellen zu können. Übergangsweise wird wahrscheinlich das Sendungsaufkommen über ein anderes Verteilerzentrum geleitet.


    In der Realität bedeutet es aber, dass das "Ersatzzentrum" für einige Zeit ein Vielfaches der Transporte bewältigen muss. Wegen der längeren Transportwege und der geringeren Kapazität, wird es also zu Verzögerungen kommen.


    In Stolberg befindet sich der Kupfer-Recycler Arubis

    Seit der Evakuierung letzte Woche steht alles still und man hat nicht einmal eine ganz grobe Schätzung, wann es wieder weiter gehen wird. Das Werk muss erst wieder aufgebaut werden. Die vereinbarten Lieferverpflichtungen können jedenfalls kurzfristig nicht eingehalten werden.


    Die Stromversorgung des Kraftwerks Weisweiler läuft mit reduzierter Leistung

    Da der Braunkohletagebau Inden durch einen überspülten Deich geflutet wurde, kann man das Kraftwerk erst einmal nur mit den geringen Vorräten weiter betreiben. Der weitere Nachschub muss (wenn überhaupt machbar) aus anderen Tagebauen kommen.


     Unzählige Wasserkraftwerke in der Eifel, an Mosel, Saar und Ruhr haben zeitweise den Betrieb eingestellt.

    Man denkt zwar vielleicht "viel Wasser war doch optimal für die Stromerzeugung", das ist leider aber nicht der Fall. Die Turbinen sind nur auf einen gewissen Maximaldruck ausgelegt. Wird dieser überschritten, müssen sie auf Leerlauf geschaltet werden und können dadurch keinen Strom produzieren.


    Viele LKW-Transporte können nicht mehr durchgeführt werden

    In den betroffenen Gebieten sind die Straßen teilweise auf lange Zeit hinaus unbefahrbar. Als normaler Autofahrer würde man sagen "Die Autobahnen sind doch wieder frei".

    LKW fahren aber vorrangig nicht Autobahn, sondern möglichst den direkten Weg. Der ist kürzer und man muss auch keine Mautgebühren zahlen.

    Speditionen müssen also neue Roten für ihre LKW suchen. Umwege und Mautgebühren erhöhen sowohl die Transportkosten als auch die Fahrtzeiten.

    Betroffen sind nicht nur die gefluteten Regionen, sondern auch alle anderen Regionen, für die der Transportweg normalerweise durch eine der Regionen führen würde.


    Firmen müssen den Betrieb einstellen, weil sie nicht mehr erreichbar sind

    Es genügt nicht, dass eine Firma die Folgen der Überflutung überwunden hat. Sie muss danach auch wieder mit Material versorgt werden können. Zerstörte Bahngleise und unbefahrbare Straßen machen das jedoch oft unmöglich.


    Wer also in der nächsten Zeit irgendwelche Waren bestellt, muss sich in mehr Geduld als sonst üben, falls die Ware überhaupt noch irgendwo verfügbar ist.


    Ich habe heute persönlich mit vielen Firmen in betroffenen und verschonten Gebieten telefoniert. Mache waren tagelang nicht erreichbar, weil Telefon, Internet oder der Strom ausgefallen sind.

    Natürlich habe ich immer wieder nachgefragt, wie die Lage im entsprechenden Ort ist. Schließlich muss ich es so organisieren, dass die Lieferungen auch irgendwie dort ankommen. Da hört durchaus man von "kriegsähnlichen Zuständen" bei dem kein Stein auf dem anderen geblieben ist.

    Kurz darauf kann man dann nicht betroffene Speditionen darüber informieren, dass es in diversen Gebieten gar kein Fortkommen gibt. Für sie war es "ganz weit weg". Jetzt müssen sie nach Partnern in der Region suchen, die noch in der Lage sind, wenigstens ein kurzes Stück Waren zu transportieren, so dass sie danach endlich auf die eigentlich Strecke gehen können.


    Letztes Jahr ist die Logistik wegen Corona großteils zusammen gebrochen. Dieses Jahr sorgen Überschwemmungen für ähnliche Probleme. Diese Probleme werden aber nicht so schnell überwunden werden können. Es dauert oft viele Jahre, bis eine Straße wieder komplett neu gebaut werden kann und schon die Aufräumarbeiten können sich über Wochen und Monate ziehen.