In der Corona-Pandemie wurde das Homeoffice zur Pflicht. Wo immer es machbar war, mussten die Arbeitgeber Homeoffice anbieten. Anfangs war es eine Chance, dass der Betrieb weiter laufen konnte. Später hatte man sich daran gewöhnt und möglichst viel entsprechend digitalisiert. Viele Firmen gingen sogar dazu über, große Büros mit festen Arbeitsplätzen durch kleinere Büro mit flexiblen Arbeitsplätzen zu ersetzen.
Man merkt als Betriebsfremder, dass die Kommunikation intern völlig anders als sonst gewohnt abläuft:
- Sie haben keinen Zugriff auf die zentralen Systeme
- Sie können Anrufe nicht weiterverbinden
- Sie sind nicht mehr direkt erreichbar
- Antwortmails kommen mit dem Vermerk "Achtung. Externe Quelle" im Betreff zurück
- Rückrufe erfolgen von Mobilfunknummern, die man nicht mehr einer Firma zuordnen kann
Die Arbeitgeber beklagen sich darüber, dass die Kreativität und Spontanität nachgelassen hat.
Viele Ideen kommen scheinbar, wenn man gemeinsam an der Kaffeemaschine steht oder sich sonst beiläufig trifft und plaudert. Solche Treffen gibt es im Homeoffice ja nicht mehr.
Andererseits trauen einige Arbeitgeber ihren Angestellten auch zu, dass sie tagsüber gar nicht arbeiten, weil sie nie erreichbar sind.
Natürlich kann man viele Arbeiten auch in die Abendstunden verlegen. Für Teamarbeit ist es jedoch nötig, dass das ganze Team zur gleichen Zeit erreichbar ist. Im Servicebereich mit Kundenkontakt kann man die Arbeitszeit auch nicht frei wählen, sondern mur zur üblichen Kernzeit ansprechbar sein.
Natürlich sind auch viele Mitarbeiter überhaupt nicht für das Homeoffice geeignet
Sie brauchen die direkte Interaktion mit Kollegen oder es fehlt ihnen an der nötigen Selbstdisziplin, um im Homeoffice effektiv arbeiten zu können. Solchen Arbeitnehmern haben die Firmen früher das Homeoffice "aus betrieblicher Gründen" verweigert.
Nachdem die Homeoffice-Pflicht endete, ist das Argument natürlich entfallen.
Während einige Arbeitgeber das Homeoffice-Prinzip weiter ausbauen, wollen andere ihre Angestellten lieber möglichst früh wieder vollzählig im Büro sehen - wo man ganz genau weiß, was und wie sie etwas machen und unter Kontrolle stehen.
Laut den Erfahrungen der vergangenen Monate sorgt die anhaltende Distanz dafür, dass die Loyalität der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen schwindet und ihre Wechselbereitschaft steigt.
Früher sollten Arbeitnehmer flexibel bei Zeit und Betriebsstelle/Arbeitsort sein. Wer nicht derart loyal sein wollte, bekam dann eben seine Kündigung.
Im Homeoffice sind sie Arbeitnehmer jetzt so flexibel, wie es immer gewünscht wurde. Sie sind aber auch so flexibel, dass sie sich einfach einen anderen Arbeitgeber suchen können.
Man hat ja keinen neuen Arbeitsplatz mehr, sondern muss sich nur mit einem anderen System verbinden und einen anderen Job machen.