Bevor es um das eigentliche Thema geht, möchte ich kurz beschreiben, wie es vor vielen Jahren einmal war... damals als das "Internet laufen lernte".
Modem-Zeiten
Man musste einen Vertrag mit der Telekom haben, um einen Internetanschluss bekommen zu können.
Neben der Telefongrundgebühr, zahlte man zusätzlich noch eine Grundgebühr für die Internetnutzung.
Im Preis war keine Sekunde Telefonieren und kein Byte an Daten inbegriffen.
Alles kostete extra und alles wurde in Zeit abgerechnet.
Da die Modemgeschwindigkeiten sehr niedrig waren, dauerte es durchaus mehrere Minuten, bis eine Internetseite geöffnet war.
ISDN-Zeiten
Mit einem ISDN-Anschluss, der mehr kostete als der normale Modemanschluss, konnte man 2 Leitungen gleichzeitig belegen, um die doppelte Geschwindigkeit zu erhalten. Das waren dann 64 kBit/s.
Schaltete man die zweite Leitung hinzu, zahlte man für das Surfen die doppelte Gebühr.
DSL-Anfang
Als man entdeckte, dass man die Datensignale auf einer anderen Frequenz senden konnte .. und somit eigentlich die Leitungen doppelt nutzen konnte...
bisher belegten die Datensignale die gleichen Bereiche wie ein Telefonat. Sie belasteten damit die Leitung genauso wie ein Telefongespräch.
... hatte man die ideale Möglichkeit gefunden, auch Flatrates anbieten zu können. Man brauchte keine Kapazitäten aufbauen, sondern konnte einfach für die Verlagerung auf ein anderes Frequenzband kassieren.
Es kostete die Betreiber also nichts extra.. man konnte aber extra Gebühren berechnen.
Jetzt ist es bald soweit, wie es bereits 2007 einmal angenommen wurde. (siehe hierzu ein altes Thema ab 2010 kein schnelles Internet mehr ? )
Die Kapazitätsgrenzen sind bald erreicht... aber unter heise.de ist nachzulesen, dass die deutschen "Backbones" eine gigantische ÜBERKAPAZITÄT haben und deshalb die Datenraten "billig-billig" abgeben.
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Die Telekom begründet die Drosselung wie folgt
Zitat"Fakt bei uns ist: Drei Prozent der Kunden verursachen mehr als 30 Prozent des Datenvolumens. Das bedeutet für die Kunden, Lieschen Müller subventioniert bisher den 'Heavy User'."
Hört sich ja fair an... ist es aber keinesfalls.
"Lieschen Müller" hat schon immer die anderen Nutzer mitfinanziert. Darauf beruht das eigentliche Prinzip der Flatrate doch.
Es rechnet sich so lange, wie es genügend Nutzer gibt, die faktisch für etwas zahlen, was sie nicht oder kaum nutzen.
Wenn es wirklich "nur um Fairnis" gehen würde, dann würde man auch geringere Grundgebühren für "Lieschen Müller" umsetzen müssen. Aber nöööö . Die starken Nutzer sollen mehr zahlen.., und "Lieschen Müller" zahlt weiterhin so viel wie bisher.
"Lieschen Müller" ist also nur der "Strohmann der den Kopf hinhalten soll". Sie ist das "Alibi" für die Planungen.
Wie verhindert man, dass man die Netze endlich weiter ausbauen muss ?
Man macht die Benutzung einfach so teuer, dass die Nutzer "freiwillig sparen" oder verhindert eben, dass das Netz "so normal" wie aktuell benutzt wird, indem man einfach die Datenraten drosselt.
Es stimmt aber gar nicht, dass so eine Drosselung deutscher Nutzer das Internet entlasten würde !
"Internet" ist faktisch die Abkürzung für "internationales Netzwerk"
Jeder deutsche Internetserver empfängt Datenpakete aus dem Ausland und sendet sie dorthin.
Die Daten werden auch weiterhin fließen.. ob es für deutsche Kunden Drosselungen gibt oder nicht.
Man begrenzt also nur die Daten, die durch deutsche Nutzer abgerufen werden... oder man kassiert eben extra.
Die Telekom argumentiert damit, dass die Netze bald überlastet sein wären. Heise.de hat es ja schon geschrieben, dass das nicht der Fall ist.
GERADE die Telekom missbraucht das Internet aber für Anwendungen, die eigentlich gar keine Internetinhalte sind.
Warum muss man denn extra hochauflösende TV-Inhalte noch über DSL-Kanäle senden, die das Netz mit TB an Daten (pro Teilnehmer) belasten ?
"Ganz interessant" ist auch der Artikel unter http://www.heise.de/newsticker…neutralitaet-1847958.html
Ist es jetzt eigentlich nicht noch zu früh zum Protestieren ? Schließlich ist das ja nur eine Planung ab 2016
Nein. Die Drosselungen werden bereits in einigen Tagen (ab Mai 2013) für Neuverträge eingeführt !!!
2016 sind dann "alle dran".
Auch wenn die Telekom nur davon spricht, dass sie es noch abwarten wollen, wann die Drosselungen umgesetzt werden , so ist es doch Fakt, dass ihnen ein solcher Neuvertrag jederzeit das Recht dazu gibt .. ob es nötig ist oder nicht.
ZitatAlles anzeigenDie künftigen Festnetz-Obergrenzen im Einzelnen:
Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 16 Mbit/s: 75 GB
Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s: 200 GB
Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Mbit/s: 300 GB
Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 200 Mbit/s: 400 GB
http://www.spiegel.de/netzwelt…sselung-ein-a-895833.html
Danach geht es dann mit 384 Kbit/s weiter = "DSL 0,4"
ABER: Die gebuchten Entertainmentdienste werden weiterhin ohne Anrechnung auf den Volumentarif geliefert.
Gerade sie erzeugen aber eine höhere Datenlast als ein "durchschnittlicher Internetanschluss".
Die ersten anderen Provider haben auch schon angefangen, auf Volumentarife umzustellen oder zu drosseln
Kabel Deutschland
60 GB am Tag und nur 100 Kbit/s für die Nutzung von Filehostern.
Das ist "DSL 0,1"
Freenet/1&1
1.000 GB im Monat, danach nur nur 1.000 Kbit/s
Das ist "DSL-1000"
Im Einsteigertarif. Wer aber mehr als 20 Euro pro Monat bezahlt, der hat keine Begrenzungen.
Andere Anbieter sagen aber zu , dass sie nicht an volumenabhängige Drosselungen denken
Unitymedia
Baut seine Kapazitäten immer weiter aus und rechnet deshalb nicht damit, dass es zu einer Netzüberlastung kommen wird.
Vodafone
Hat keine Pläne, auf Volumenmodelle umzustellen.
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Was kann man jetzt dagegen tun ?
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes
rät Telekom-Kunden, sich dadurch zu wehren, indem sie zu einem anderen Anbieter gehen.
Verbraucherministerin Ilse Aigner
hält das Einschreiten des Bundeskartellamtes und der Bundesnetzagentur für möglich, wenn es sich herausstellt, dass die Telekom ihre Monopolstellung ausnutzt.
Wirtschaftsminister Philipp Rösler
hat die Telekom aufgefordert dafür zu sorgen, dass Nutzer auch nach Einführung der Datenvolumengrenze zu allen Angeboten im Internet gleich schnellen Zugang haben.
1) ganz genau aufpassen, wenn Telefon über VoIP gehen soll und deshalb ein neuer Vertrag "nötig" wird
Mit dem neuen Vertrag bekommt man auch die neuen Bedingungen
2) Vertrag bei Umzug NICHT kündigen, sondern nur an einem anderen Wohnsitz weiter erfüllen
Man behält seinen Vertrag und nur der "Ort der Leistungserbringung" ändert sich. Ein Neuvertrag ist dafür nicht nötig. Soll er aber doch "nötig sein", so sollte man sich gleich einen anderen Anbieter suchen.
3) Datenmengen sparen
Blödsinn. Du weißt nicht, wie viel ein YouTube-Video an Daten liefert. Auch einfache Internetstartseiten sind heute schon bis zu mehrere MB groß.
Anmerkung dazu:
Wir halten diese Internetseite seit Anfang an, immer so klein wie möglich und versuchen einen "Standard wie zu Modemzeiten" einzuhalten. Deshalb wirkt die Seite auch vielleicht "trostlos" .. aber jede Grafik und Design und jedes Flash kostet Euch Datenvolumen, das herunter geladen werden muss. Ein paar Kilobytes sollen/müssen uns deshalb reichen.
Die angepeilten 70 GB (bei einem DSL-16.000er Anschluss) der "Telekom-Drossel" hören sich relativ viel an.
Für eine normale Familie reicht das im Monat aber nicht einmal aus. Internet gehört heute zum normalen Standard und wer Kinder und Jugendliche im Haushalt hat, wird die 70 GB-Grenze schon nach sehr kurzer Zeit überschreiten.
Mal zum Vergleich:
70 GB sind gerade mal so viel wie 17 Video-Filme auf DVD. Das würde also dazu reichen, um rund jeden 2. Tag einen Film anschauen zu können. Wenn ich nur diese "Film-Zeit" umrechne, würde es faktisch bedeuten, das man im ganzen Monat gerade einmal 34 Stunden schauen könnte.
Internetvolumen lässt sich leider nicht nach diesem Maßstab berechnen. Mal eben ein kleines Video angesehen, mal einen Song gehört, mal ein paar Dateien geladen. Im Durchschnitt hat man bei 70 GB gerade einmal 2,3 GB am Tag. Die sind allein durch "so ein paar Sachen" schon weg. Dazu gehört dann noch nicht einmal eine "sogenannte Intensivnutzung".
"Lieschen Müller" sollte dadurch doch "fairer behandelt werden" ?
GERADE "Lieschen Müller" wird dabei aber noch einmal extra zu Kasse gebeten.
Nun habe ich meinem Unmut einmal Luft gemacht.
Ich persönlich bin nicht betroffen. Sollte ich umziehen, werde ich meinen Vertrag nicht kündigen, sondern einfach "mitnehmen". Ist das nicht möglich, werde ich mir einen anderen Provider suchen, der keine Drosselungen .. denn .. ich lasse mich nicht (er)drosseln.
Sollte es dann keinen anderen Anbieter geben, gehe ich eben per Satellit ins Internet.
Obwohl das viel langsamer als Festnetz oder Funk ist, weiß ich dann jedenfalls genau: Wenn bei anderen die "Telekom-Drossel einsetzt", bin ich "der Tempo-King".. denn die mageren 384 Kbit/s übertrifft man mit der Schüssel auf jeden Fall
Die Tempodaten und anderen Fakten habe ich mir übrigens aus folgenden Quellen zusammen gesucht.
http://www.spiegel.de/netzwelt…ls-einziger-a-896606.html
http://www.spiegel.de/netzwelt…sselung-ein-a-895833.html
http://www.zeit.de/wirtschaft/…kom-kroes-datendrosselung
http://www.heise.de/newsticker…neutralitaet-1847958.html
http://www.heise.de/newsticker…erfte-Kritik-1850541.html
Und wer mal so eine richtig schöne Satire über das Thema lesen will, der sollte mal HIER klicken
Folgendes ist zum Beispiel das Schlussfazit aus der Satire
ZitatZumindest kurzfristig dürfte die von der Telekom geplante Drosselung den Verbrauch jedoch noch einmal in schwindelerregende Höhen treiben: Zahlreiche Kunden, die noch über klassische Flatrate-Verträge verfügen, versuchen derzeit, gratis noch einmal so viel Internet wie möglich aus der Telefondose abzuzapfen, um es für schlechte Zeiten zu bunkern.
Viel Spaß damit und im Internet.