Der Motor wird zu heiß

  • Es gibt manche Autoarten und Sorten, die scheinbar "prädestiniert" für eine Überhitzung des Motors sind.
    Während Dieselmotoren oft mit Hitze gut zurecht kommen, haben Benzinmotoren öfters mal den "Hitzekoller".
    Natürlich kommt es auch auf die "Auslegung/Einstellung" des Fahrzeuges an.


    Während mich Diesel im Sommer nie genervt haben, musste ich Boxermotoren und "Sportwagen" öfters mal eine kleine Sonderpause gönnen. Seltsamerweise hat ein Wankelmotor aber nie Probleme mit selbst höchsten Temperaturen gehabt.
    Hier liegt es aber auch daran, dass diese Motorenklasse bereits "von Haus aus eine Heißkiste" ist.
    Zündkerzen mit so Temperaturwerten, die es nur für diese Motorenart gibt und ein Abgassystem, dass auch 800°C hitzefesten Auspuffschutzlack binnen kürzester Zeit "abfackelt" (erst 1.200 °C Lack bleib drauf *g* )


    Doch unabhängig vom Fahrzeug, kommt es gerade im Sommer und bei Staus immer mal wieder vor, dass das Kühlwasser kocht.


    Der Kühler kocht - was tun ?


    1) Heizung einschalten
    Allein durch Einschalten des Heizkreislaufes braucht das Kühlwasser länger, um wieder zum (heißen) Motor zurück zu kommen. Dadurch kann es sich auch stärker abkühlen. Gleichzeitig gibt es natürlich die Wärme über den Wärmetauscher an den Innenraum ab.
    Dieser Tipp ist natürlich nicht so gut für die Reisenden .. aber man kann damit eine gewisse Zeit überbrücken, damit man nicht gleich "rechts raus" muss.
    Bei Staus oft hilfreich, wenn man schon sieht, dass es in einigen Minuten weiter gehen wird und damit genug normale Kühlung erfolgen wird.


    2) Motor abkühlen lassen
    Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
    a) Bei etwas längeren Standzeiten den Motor abschalten.
    Moderne Motorkühler laufen automatisch nach und sorgen dafür dass der Motor keinen Schaden erleidet. ("modern" beginnt in etwa ab BJ 1990 )
    b) Aus dem Stau ausfahren
    Nicht panisch, sondern wohl überlegt. Parkplatz oder Haltebucht suchen und auf eine etwas längere Pause einstellen. Bei einer Haltebucht müssen ALLE aus dem Auto raus und hinter die Leitplanke. Warnwesten an. Viele tödliche Unfälle geschehen dann, wenn das Fahrzeug in der Nähe des fließenden Verkehrs steht und die Fahrgäste sich im und um das Fahrzeug herum befinden


    3) Kühlwasser kontrollieren und nachfüllen
    Je nach Fahrzeugart kann das gefährlich werden. Das Kühlwasser hat in der Regel weit mehr als 100 °C.
    Zuerst also einige Zeit abwarten und dann erst (mit Handschuhen) den Kühlwasserbehälter langsam und vorsichtig öffnen.
    KEINESFALLS auf einmal, sondern immer nur ein kleines Bisschen.


    Wenn es "zischt" .. nicht weiter öffnen. Der Behälter steht unter hohem Druck .. und das kochende Wasser wird evtl. genau mit diesem Druck herausschießen, wenn der Deckel entfernt ist.
    Gesicht und Hände werden dann verbrannt. Lebensgefährliche Verbrennungen dritten Grades sind möglich !!!


    Wer auf "Nummer sicher" gehen will, der lässt einfach die Finger davon und wartet ab, bis alles "handwarm" geworden ist.

    Wenn Kühlwasser nachgefüllt werden muss ...

    Sobald das Wasser abgekühlt ist, kann man den Deckel vorsichtig (!!!) öffnen. Zum Nachfüllen wäre destilliertes Wasser eigentlich ideal, weil es keine Bestandteile enthält, die sich später im Kühlsystem ablagern können.
    Aber es geht auch mit normalem Wasser oder Mineralwasser . Alle anderen Flüssigkeiten werden schädlich für das Fahrzeug sein.


    Temperatur des Wassers ? Wenn der Kühler nicht gerade völlig leer ist, spielt es eigentlich kaum eine Rolle. Kaum Einer hat geeistes Wasser dabei und wenn dann wird sich die Temperatur automatisch dem noch vorhandenen Kühlwasser angleichen.
    Wenn der Kühler aber völlig leer ist.. dann sollte man besser direkt einen Pannendienst anrufen.. denn dann liegt ein anderer und größerer Schaden vor.. und jeder Startversucht könnte das Aus für den Motor werden.



    Wasser nachgefüllt und ein paar Minuten später kocht es wieder ?
    Ganz klar .. entweder der "große Schaden" oder das Wasser aus dem Heizungssystem ist auch verdampft. Nach einiger Zeit wird sich dann auch das Heizungssystem wieder füllen.. und das Wasser fehlt natürlich im Kühler.
    "Schwupps" kocht es wieder, weil nur wenig Wasser erhitzt werden muss.


    Der Geduldige ...
    Er füllt immer wieder Wasser nach, wartet einige Minuten und füllt dann wieder und wieder nach.


    Der Gewitzte ...
    Er weiß wohin das Wasser verschwindet und sorgt dafür, dass der Ausgleich zwischen Heiz- und Kühlsystem schneller geht.
    Kühler füllen ... Motor starten ..... Heizung einschalten ... die Luft aus den Heizschläuchen herausdrücken.
    Im Kühler sieht man es gluckern, weil die Luft entweicht und der Wasserstand sinkt.


    Da das Kühlwasser nicht die Betriebstemperatur hat, kann man den Kühler geöffnet lassen und immer wieder nachfüllen.
    Man merkt an den Heizungsschläuchen, wenn sie wieder gefüllt sind: Vorher hat man noch einige kühle (und wasserleere) Stellen gefühlt. Wenn die Heizungsschläuche auf ganzer Fläche die gleiche Temperatur haben (Vorsicht heiß) dann weiß man dass jetzt nur noch wenig Wasser notwendig ist.
    Motor aus. Kühler bis zum Maximalwert füllen, Deckel zuschrauben und die Fahrt kann weiter gehen.


    Dieser Tipp stammt übrigens von Heinz Tessmer, Lichtenau († 2005). Ich habe den Tipp bei jeder Fahrzug- und Kühlerart einsetzen und auch anderen damit öfters Hilfe leisten können.

  • ABER ACHTUNG:


    Wenn man mit einem Diesel längere zeit (1 Stunde und mehr) mit 160 und mehr fährt und dann an der Raststätte einfach das Auto ausmacht, kann einem der Turbo schneller flöten gehen, weil der nicht gezielt abkühlen kann. Im Sommer weniger Tragisch aber im Winter ist das schnell ein Turbotod. lieber 5-10 min den Motor im Leerlauf drehen lassen!


    Weil wenn man einen extrem heissen Turbo abstellt, wird aus dem Motoroel Koks und Koks wirkt wie Schleifpapier und zerstoert die Lagerung bis die Welle irgendwo anschlägt.

  • Das mit dem "nach dem Anhalten einige Minuten laufen lassen" gilt für alle Motorarten nach längerer Hochgeschwindigkeitsfahrt... unabhängig von der Außentemperatur.


    Einer der Hauptgründe dafür ist, dass sonst der Öl- und Kühlkreislauf mit dem sofortigen Abschalten des Motors abrupt zusammenbricht.
    Schlagartig fehlt die Schmierung und es git auch keine Motorkühlung mehr. "Blech reibt an Blech" = extrem hoher Verschließ, der dann auf Dauer irgendwann zum Motortod führen kann und wird.

  • Sollte man den Motor beim Nachfüllen oder Abkühlen laufen lassen ?
    Ja und Nein


    Es gibt für jede Antwort auch eine eigene Begründung


    Ja, weil ...
    - nur wenn der Motor läuft, kann das heiße Kühlwasser seine Wärme an den Wärmetauscher abgeben.
    - nur wenn das Wasser im Kreislauf zirkuliert, kann es sich mit dem kälteren "Nachfüllwasser" mischen und insgesamt eine niedrigere Temperatur erreichen


    Nein, weil ...
    - Verbrennungsgefahr besteht, wenn der Külwasserbehälterdeckel geöffnet ist. Heraus spritzendes Heißwasser kann an Gesicht oder Hände gelangen.
    - der Motor im Stand nicht genügend durch Ventilator und (heißes) Kühlwasser gekühlt werden kann. Es fehlt der normalerweise vorhandene Fahrtwind, der das Wasser im Kühler abkühlen kann.
    -der Motor ja selbst wieder Wärme erzeugt.


    Man kann aber "Ja" und "Nein" kombinieren:
    Nach dem Nachfüllen den Kühler schließen , die Heizung einschalten und den Motor kurzzeitig starten. Dadurch mischt sich das heiße und kalte Wasser, so dass das ganze Kühlsystem wieder eine gleichmäßige Temperatur hat.
    Danach wieder abschalten und warten, bis die Temperatur soweit gesunken ist, dass man wieder weiter fahren kann.


    Das einzig zuverlässige Messwerkzeug ist dabei die fahrzeugeigene Temperaturanzeige.
    Sobald die Temperatur wieder aus dem "roten Bereich" gesunken ist, kann man wieder losfahren .. sollte aber darauf achten, dass es genügend Fahrtwind gibt, um die Kühlung zu gewährleisten und zu unterstützen.
    Kann man nur wieder in den Stau zurückfahren, sollte man besser länger warten oder bis der Stau sich aufgelöst hat.

  • Wenn die Temperatur in Richtung roten Bereich geht, kann bei längeren Bergauffahrten schon mal passieren, dann einfachen Heizung einschalten und dazu das Heizgebläse einschalten. Wirkt wahre Wunder.


    Durch das Heizgebläse wird der Heizkühler abgekühlt und somit auch das Kühlwasser und die Temperatur sinkt schnell wieder auf normale Werte.


    Ach ja...sollte mal die Heizung nicht funktionieren...einfach mal nachschauen, ob genügend Kühlwasser vorhanden ist.


    Ich muss noch anmerken, wenn man bei laufenden Motor den Deckel vom Kühlwasserausgleichsbehälter aufschraubt, besteht weniger Gefahr durch verbrühen, als bei abgestelltem Motor, da sich das Kühlwasser im Kreislauf befindet, also in Bewegung ist. Bei stillstehendem Motor baut sich der Druck kurzfristig (nach dem abstellen) mehr auf und somit ist auch die Verbrühungsgefahr größer.

    Wenn man ein Fenster ins Wasser wirft, geht es unter, wenn man einen Apfel ins Wasser wirft, schwimmt er erst einmal, aber wenn er faulig wird, geht er unter, nur ein Pinguin kann schwimmen.

  • Das mit der Heizung "hatten wir ja schon".


    Das mit der Verbrühungsgefahr ist abhängig von der Konstruktion des Fahrzeuges bzw des Kühlsystems.
    Es gibt zweierlei Bauarten:
    1) Der Kühlwasserstopfen befindet sich direkt im Kühler
    2) Das Kühlsystem hat einen separaten Ausgleichs- und Vorratsbehälter


    In Fahrzeugbetriebsanleitungen steht in beiden Fällen, dass sich das Kühlsystem unter Druck befindet.
    Während ich aber beim "reinen Kühler" den Kühlwasserstand nicht direkt sehen kann, kann ich im Ausgleichsbehälter den Kühlmittelstand vorher beobachten.


    Bei geöffnetem Kühlerstopfen kann (und wird) in jedem Fall heißer Wasserdampf entweichen, sobald man ihn öffnet.
    Schließlich hat das Kühlwasser schon längst eine Temperatur oberhalb des Siedepunktes erreicht.
    Gleichzeitig bewirkt der Innendruck, dass auch heißes Wasser beim Öffnen mit hinaus gedrückt wird.


    Damit das Kühlsystem funktionieren kann, muss der Stopfen geschlossen bleiben.. auch damit sich der nötige Druck aufbauen kann um das Wasser im Kreislauf zu bewegen.



    Beim Ausgleichsbehälter ist es natürlich ähnlich.
    Auch hier wird der nachlassende Druck beim Öffnen, das Kühlmittel nach oben in den Behälter treiben.
    (Das ist ja unter Anderem auch sein Sinn und Zweck)


    Im Gegensatz zum Kühler ist er jedoch nicht direkt in den Kühlmittelkreislauf eingebunden, sondern nur "angeflanscht". Er dient eben dazu um Ausdehnung des Kühlmittels aufzufangen (auszugleichen) und zusätzliches Kühlmittel bereitzustellen, wenn es nötig wird.
    Wenn ein Ausgleichsbehälter vorhanden ist, ist es deshalb weniger gefährlich, den Motor laufen zu lasen, während der Deckel geöffnet ist.


    Gerade wenn er um Gefahren geht, bin ich aber dafür, sie nicht als "harmlos hinzustellen" sofern immer noch eine kleine Chance besteht, dass man eventuell doch verletzt werden könnte.




    Ich persönlich habe die Ausgleichsbehälter immer praktischer empfunden als die "Kühler mit Stopfen".
    - Man kann das Kühlmittelniveau direkt sehen.
    - Sie sind an relativ gut zugänglichen Stellen eingebaut.
    - man befindet sich beim Hantieren in der Regel nicht in direkter Nähe zu heißen Blechteilen.
    - sie bieten einen kleinen Pufferraum, um notfalls verdampfendes Kühlwasser wieder ergänzen zu können (ist aber beim Kühler auch vorhanden).. ich mag es aber eben,wenn ich sehen kann, wie viel "Puffer" noch vorhanden ist.


    Leider kann man es sich aber nicht aussuchen, sondern das gibt der Fahrzeughersteller vor.