Keine Angst vor der Autobahn

  • Eine Offline-Userin berichtete mir, dass sie ihren Führerschein zwar schon seit vielen Jahren hat, jedoch seit der Fahrschule nie wieder die Autobahn benutzt hat. Sie hat Angst davor und fährt deshalb immer nur Landstraße.


    Ihr und allen anderen Lesern möchte ich mit diesem Thema die Angst vor der Autobahn nehmen.


    Wie sicher sind Autobahnen prinzipiell ?
    Sicherer als andere Straßen.


    Die Gründe dafür sind:
    - kein Kreuzungen
    - keine Ampeln
    - keine Fußgänger
    - keine Radfahrer
    - kein Gegenverkehr


    Betrachtet man es genau, so sind das doch die am meisten auftauchenden Gefahrenmomente z.B. in Innenstädten.
    Auf der Autobahn gibt es keine schwachen Verkehrstelinehmer, die besonders schützenswert sind oder die völlig verkehrsunerfahren sind. Autobahnen sind für schnellere Fahrzeuge gedacht, für die der Fahrer eine Fahrerlaubnis/Führerschein benötigt. Alle Benutzer haben also eine entsprechende Ausbildung.


    Wie fährt man auf die Autobahn auf ?
    Beim Auffahren benutzt man die Beschleunigungsspur. Hier heißt es eigentlich nur "Möglichst schnell auf mindestens 80 km/h kommen"


    80 km/h steht nirgendwo in den diversen Anleitungen. Es ist meine eigene Richtlinie, weil man dann mindestens LKW-Tempo hat.
    LKW sind die oft langsamsten Fahrzeuge auf der Autobahn. Sie fahren auf der rechten Fahrspur ... genau da wo die Beschleunigungsspur endet. Mit 80 km/h hat man also das gleiche Tempo und kann sich gemütlich hinter einem LKW einfädeln.


    Tempo 80 sind nicht viel. Das (und mehr) fährst du auch auf der Landstraße. Du kennst das Tempo also aus eigener Erfahrung.
    Natürlich hast du nicht unendlich Zeit. Du solltest also sehen, möglichst schnell dieses Tempo zu erreichen.


    Bei 80 km/h kannst du in den linken Außenspiegel schauen. Eigentlich ist das nichts anderes, als wenn du in der Stadt die Spur wechseln willst. Das kannst du doch und hast es auch auf mehrspurigen Umgehungsstraße garantiert schon öfters gemacht
    Du hast also Erfahrungswerte auf die du zurückgreifen kannst.


    Wenn du willst, darfst du auch noch schneller werden. Du musst dich jetzt nur dem Verkehr anpassen.
    Setz dazu noch den linken Blinker und du wirst keine Probleme haben. Die meisten Autofahrer werden die Spur wechseln, um dir Platz zu machen oder werden langsamer, damit du hinein kannst.


    Jetzt kannst du das Tempo wählen, das du für richtig hältst.
    Es wird eine Weile dauern, bis du bereit bist schneller zu fahren. Das ist ganz normal. Es ist reine Gewohnheitssache. Irgendwann werden dir die 80 km/h nicht mehr "besonders schnell" vorkommen und du wirst 100 km/h fahren.


    Immer mal für einige Zeit lang ein paar km/h schneller als vorher. Du wirst jedes Tempo nach einiger Zeit als "normal" empfinden.
    Natürlich ist es nicht ratsam, dass du ans Limit gehst. Das ist nicht Sinn der Sache.


    Achtung:
    Genauso schnell wie du bei höherem Tempo immer sicherer wirst, wirst du auch das "Gefühl für Geschwindigkeit" verlieren. Verlass dich nicht auf dein Gefühl , sondern schaue auf den Tacho, wenn du eine Ausfahrt nehmen willst. Denk an die Fahrschule "maximal 60 km/h".


    Überholen ist nicht so schwer wie du denkst
    Weit vorne siehst du eine langsameres Fahrzeug, z.B. einen LKW oder ein Fahrzeug mit Anhänger. Die fahren 80 km/h und du wirst irgendwann dahinter sein. Schau rechtzeitig in den Rückspiegel , ob du eine passende Lücke hinter dir siehst. Pass dann dein eigenes Tempo dem der anderen Fahrzeuge an.


    Eigentlich machst du jetzt auch nicht mehr als in der Stadt: Du machst nur einen Spurwechsel. Es ist kein "richtiges Überholen", weil du keine Lücke vor dem zu Überholendem benötigst. Ist vor ihm keine Lücke, fährst du einfach weiter, bis eine genügend große Lücke kommt. Es gibt keinen Gegenverkehr, der dich zwingen wird, schnell in eine Lücke zu fahren.


    Autobahnfahren ist stressfrei
    Wenn du lange Strecken fährst, wirst du feststellen, dass du einfach gemütlich mitschwimmen kannst. Du brauchst nur auf das zu achten, was dein Vordermann macht. Siehst du eine "rote Lampe aufblinken" bremst du eben ab. Ansonsten musst du nur der Straße folgen.
    Wenn du lange nicht auf der Autobahn warst, folge einfach einem anderen Wagen auf der rechten Spur und passe dich seinem Tempo an. Mehr solltest du auf den ersten Strecken gar nicht verlangen wollen. Wenn du genug hast, verlässt du die Autobahn eben wieder ganz gemütlich. Der "richtige Stress" fängt am Ende der Ausfahrt wieder an. Aber den kennst du ja schon.



    Bevor jemand meckert und gleich alles Unglück aufzählen will, das passieren kann:
    Natürlich gibt es auch Stress. Den macht man sich in der Regel aber nur selbst. Wenn ein Stau kommt, versuchen viele, möglichst schnell da durch zu kommen. "Fix und fertig" erzählen sie später dann, wie stressig die Fahrt war. Frag aber einen, der 5 Minuten später ankommt und nicht dauernd "Springer gespielt hat". Er hat sich dem Verkehr angepasst und ist dadurch ganz entspannt angekommen.
    Natürlich gibt es auch Gegenverkehr, Fußgänger , Radfahrer usw. auf der Autobahn. Das sind aber sehr große Ausnahmen. Vor ihnen wird deshalb auch im Radio gewarnt.


    Ich habe übrigens eben eine 350 km lange Autobahnfahrt hinter mich gebracht. Natürlich waren da auch ein paar "blöde Momente" dabei. Insgesamt überwog aber die "langweilige Strecke", auf der ich nicht mehr zu tun hatte als den Lenker festzuhalten und aus dem Fenster zu schauen. Radio an und gemütlich rollen lassen. Das Tempo bestimmten Verkehrsschilder, Verkehrslage und Wetterbedingungen.


    Ausfahrt verpasst ? Keine Panik
    Gerade weil Autobahnfahren ziemlich eintönig werden kann, kann es durchaus passieren, dass man mal die richtige Ausfahrt verpasst hat. "Ups, wo bin ich denn jetzt ?"
    Einfach die nächste Abfahrt herunter fahren. Unten kannst du entweder nach dem Weg fragen oder (wenn du weißt, wo du ungefähr "geschlafen hast" ) einfach wieder auf die Autobahn in die entgegengesetzte Richtung auffahren.
    STOPP !!! Runter von der Autobahn! Unten sind dann die Schilder mit einem "U" drauf. Die weisen dir den Weg wo die nächsten Autobahnauffahrten sind. Also auf gar keinen Fall direkt nach links die Auffahrt wieder hochfahren.


    Passiert das eigentlich oft ?
    Naja. Ich habe mich gestern noch gewundert als ich einen Hinweis auf den Drachenfels sah. "Ahja. Haben die den jetzt ins Sauerland gepackt ? Ich glaube eher nicht". Ich hatte einfach nicht dran gedacht, dass ich an einem Autobahnkreuz die Spur wechseln musste, um immer noch auf der gleichen Autobahn zu bleiben. Da habe ich eben auch mal nicht auf die Beschilderung geachtet.
    Runter von der Autobahn, wieder drauf und zurück. Ein kleiner Umweg, der aber nichts ausmachte, außer dass ich mich eben über mich selbst ärgerte.
    "Mit Navi wäre das nicht passiert" ?? Doch kann auch passieren. Wenn das Navi nur etwas zu spät ansagt, kommst du auch nicht mehr rechtzeitig und sicher die Abfahrt herunter. Dann fährt man eben eine Ausfahrt weiter und fährt bis zur richtigen Abfahrt zurück.


    Autobahnfahren ist nur eine Sache der Übung und Gewohnheit. Nur keine Angst, die beißt nicht :thumbsup:


    EDIT by BrokenSoul1979:
    "Oberlehrer" gespielt und kleinere Rechtschreibfehler ausgebessert
    Bearbeitung durch Ratgeber:
    "Wenn schon, denn schon" Rest an Fehlern auch noch ausgebessert *zwinker*

  • Also ich fahre gerne Autobahn und fahre jetzt etwas über 1 Jahr mit meinem eigenen Auto. Fahre meistens im 4. Gang auf der Beschleunigungsspur bis 80 oder 90 kmh (je nachdem wie lang diese ist) und blinke und fahre rüber.


    Autos die von hinten kommen, fahren ja meistens links, wenn sie sehen das ein Auto auf die Autobahn auffahren möchte, also ich hatte damit nie Probleme.


    Und wenn ich einmal auf der Autobahn bin. Es ist so entspannend Autobahn zu fahren, außer die Zwischenfälle ab und zu das jemand kurz vor einen einfach auf die eigene Spur zieht und überholen möchte. Aber gut hatte bis jetzt nie Probleme. Und ich würde behaupten das ich noch ein blutiger Fahranfänger bin. Seit 1 Jahr ein eigenes Auto und zwar "schon 20.000 KM" gefahren, aber kann man wohl nicht mit älteren Leuten vergleichen.


    Wobei ältere nicht immer besser fahren. Ich würde von mir selbst behaupten das ich ein sicherer Fahrer bin (auch wenn ich schnell fahre), aber würde halt nie mein Auto irgendwie in Gefahr bringen :D Wir führen eine innige Beziehung xD

  • Dazu möchte ich noch einige Dinge anmerken:


    Gangwahl
    Welcher Gang der optimale ist, variiert je nach Fahrzeug und Leistung. Er sollte immer so gewählt werden, dass man mit diesem Gang noch schnell stärker beschleunigen kann. Da auch eine Auffahrt am Anfang nur ca. 60 km/h zulässt (und erst ab er Geraden eine höhere Geschwindigkeit ermöglicht), empfehle ich den 3. Gang bis ca. 70 km/h und dann erst den 4. Gang einzulegen.
    Dadurch erzielt man eine höhere Beschleunigung als wenn man direkt mit dem 4. Gang begonnen hätte und hat (am identischen Vergleichspunkt) schon eine höhere Geschwindigkeit.
    Autobahnauffahrten sind keine "Sparstrecken", sondern eben recht kurze Streckenabschnitte, bei denen man maximal beschleunigen muss.


    Freie rechte Fahrbahn
    Der Auffahrende hat keinerlei Vorfahrtberechtigung. Es gibt also keine Verpflichtung ihn einfahren zu lassen. Auf vielbefahrenen Streckenabschnitten gibt es oft auch keine Möglichkeit, die Spur rechtzeitig zu wechseln. Gerade LKW-Fahrer haben nicht die Chance, ein auffahrendes Fahrzeug so rechtzeitig zu erkennen, dass sie frühzeitig die Spur freimachen können.
    In einer solchen Situation würde ein einziger ausweichender LKW so viele andere Fahrzeuge behindern und gefährden, dass es in keinem Verhältnis steht. Daraus resultiert, dass sie auch weiterhin auf der rechten Spur bleiben.
    Die "freie rechte Spur" gehört allgemein zu den Ausnahmen und nicht zur Regel.


    Fahrerfahrung
    Die angesprochenen Fahrerinnen und Fahrer besitzen seit vielen Jahren den Führerschein und benutzen ihn auch. Ihre Kilometererfahrung ist also auch entsprechend hoch. 20.000 km sind nicht viel. Ein LKW-Fahrer kann locker bis zu 138.000 km zurücklegen, ohne auch nur 1x eine Autobahn benutzt haben zu müssen.
    Vielfahrer werden in viel kürzerer Zeit mit mehr (Gefahren)Situationen konfrontiert als Gelegenheitsfahrer. Es ist also keine Frage des Alters.
    Das Alter spielt aber eine Rolle in der persönlichen Gefahreneinschätzung. Nicht ohne Grund geben Mietwagenfirmen bestimmte Fahrzeugklassen nicht an Fahrer unter 25 Jahren ab. Der Miet-Lamborghini bleibt also nicht nur besonders zahlungswilligen, sondern auch erst älteren Fahrerinnen und Fahrern vorbehalten.


    So teuer ist es aber auch nicht. Kann dich ja gerne demnächst mal mitnehmen ;)

  • Also wenn ich hier bei mir in der Nähe auf die Autobahn auffahre reicht der 4. Gang, ist 2 Spurig und der Auffahrstreifen ist einfach ewig lang, könnte man sogar im 5. Gang genug beschleunigen. Ist ja aber nicht überall so, manchmal sind es ja wirklich nur kurze Abschnitte, dann würde ich auch den 3. Gang bevorzugen, kommt halt immer auf die Situation an. Hatte aufjedenfall beim auffahren der Autobahn nie Probleme gehabt.

  • Wenn ich eine neue Programmiersprache zu erlernen beabsichtigen versuche, nehme ich für die klassischen "Hallo Welt"-Ausgabebeispiele nicht den String "Hallo Welt", sondern "Autobahnen sind nicht ohne".


    Zurück von der Anwendungsentwicklung auf die Autobahn, um zum eigentlichen Thema zurückzufahren - denn ich habe mich verfahren und die Ausfahrt verpasst :D



    So oft, wie ich schon zu Themen kontroverse Meinungen geäussert habe, könnte man ja schon fast der Meinung sein, ich sei dagegen, um dagegen zu sein. Wer mich kennt, wird schnell merken, dass dem nicht so ist. ;)



    Geschwindigkeit


    Auf Autobahnen ist sie ganz sicher höher als auf der Landstrasse. Heisst: Wenn es knallt, dann knallt es.
    Und wenn es denn mal knallt, sind die Folgen verheerender als auf der Landstrasse.
    Ich bin dem Unfalltod auf der Autobahn bis jetzt nicht nur einmal glücklich entkommen, werde ihm aber
    für den Rest meines Lebens sehr glücklich entkommen. Ich kann diese "Offline-Userin" verstehen und ihr
    raten: Mädel, behalte deine Angst bei. Sie wird ihren Grund haben.


    Andere Verkehrsteilnehmer


    Wer schon einmal mitbekommen hat, was manche Arten schwergewichtiger 2.-klassiger Fahrzeuge
    sich herausnehmen, kann nur unverständig den Kopf schütteln und sich fragen, ob sie nicht eher
    wegen Hang zur Suizidalität in die Psychotherapie gehören, als auf ihren Sattel auf der Autobahn.
    Zum Überholen ausscheren, obwohl die Überholspur in Benutzung ist und das überholende Fahrzeug
    bedrohlich nahe ist, ist erst der Anfang. Habe ich übrigens ganz sicher nicht nur einmal mitbekommen.
    Wie ich schon sagte: Ich bin dem Unfalltod mehr als nur einmal glücklich entkommen.


    Autobahnen werde ich persönlich nur dann nutzen, wenn die Strecke dafür weit genug ist,
    dass es sich lohnt. Und nein - von Minden nach Berlin ist dafür nicht weit genug. Da fahre
    ich lieber auf der Landstrasse und kann mir etwas sicherer sein, lebendig meine
    "Arrival at target" feiern zu können.

    "Ich weiß nicht, wer mich in die Welt gesetzt hat, und auch nicht, was mein Körper, meine Seele, meine Sinne und jener Teil meines Ichs sind, der denkt. Ich sehe überall nur Unendlichkeiten, die mich wie ein Atom und wie einen Schatten einschließen." (Blaise Pascal)

  • @Broken das mag zwar stimmen, das "wenn es knallt, dann knallt es richtig", aber statistisch gesehen, sterben auf Landstraßen die meisten Autofahrer. Selbst wenn du mit 70 kmh auf der Landstraße unterwegs bist und dir kommt ein anderes Auto entgegen und der ist betrunken oder was auch immer und kann die Spur nicht halten und ihr knallt frontal aufeinander war es das auch.


    Finde Autobahn fahren viel sicherer, auch wenn die Geschwindigkeiten höher sind, aber man muss ja nicht mit 220 über die Autobahn. 100-130 ist doch auch ok, dann aber bitte nicht auf der linken Spur.


    Das mit den Autos die vor dir rausziehen, das kenne ich auch, aber bis jetzt konnte ich immernoch locker abbremsen.

  • @ broken

    Zitat

    Wenn es knallt, dann knallt es.Und wenn es denn mal knallt, sind die Folgen verheerender als auf der Landstrasse


    Ich hatte anfangs darauf hingewiesen, ein persönliches Wunschtempo zu fahren, das man auch von der Landstraße kennt und gewohnt ist. Allein dadurch ist die Verletzungsgefahr identisch mit dem auf der Landstraße, wenn etwas passiert.


    Ich zähle jetzt einfach mal ein paar Gefahrenmomente auf, die es auf der Autobahn nicht gibt:


    - Hohes Fahrzeug vor dir. Plötzlich Bremslichteraufleuchten.
    Vor dem Fahrzeug war ein Fahrrad aufgetaucht. Du bekommst davon nichts mit (weil hinter einer Kurve oder ähnliches ) und kannst dich deshalb nicht darauf einstellen.


    - PKW vor dir, der scheinbar ohne erkennbaren Grund bremst
    Er hat gebremst, weil er abbiegen will, zeigt es aber nicht rechtzeitig mit dem Blinker an. (scheint mittlerweile überregional normal geworden zu sein, dass der Blinker erst dann benutzt wird, nachdem man gebremst hat *fluch* )


    - An einer Einmündung nimmt dir ein anderes Fahrzeug die Vorfahrt und du musst deshalb eine Notbremsung einleiten.


    Herrscht in einer solchen Situation reger Gegenverkehr, ist die Unfallgefahr 3x so hoch wie auf der Autobahn, wenn dort vor dir einer unerwartet bremst. Auf der Landstraße musst du unbedingt darauf vertrauen, dass dein Sicherheitsabstand groß genug ist, um den Unfall durch Bremsen zu vermeiden. Auf der Autobahn hast du zusätzlich noch die Möglichkeit, auf die linke Spur oder der Pannenstreifen auszuweichen.


    Auch bei "nur 100 km/h" auf der Landstraße ist die Überlebenschance auf der Landstraße bei einem Unfall nahezu Null. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Landstraße und Autobahn. Nicht einmal bei 80 km/h ist sichergestellt, dass du den Aufprall überlebst.


    Nimm aber mal den Fall, du würdest auf der Autobahn überholen wollen, dann ist der Geschwindigkeitsunterschied durch einen Aufahrenden nicht so groß wie bei einem Unfall mit Gegenverkehr.
    2 Fahrzeuge, die sich mit 100 km/h entgegenkommen erzeugen eine Aufprallwucht von zusammen 200 km/h.
    1 Fahrzeug das mit + 50 km/h auffährt erzeugt nur eine Aufprallwucht von 50 km/h.


    Während du aber bei einem drohenden Auffahrunfall den Abstand durch Beschleunigung verringern oder den Aufprall nur durch Spurwechsel noch vermeiden kannst, hast du diese Möglichkeiten bei Gegenverkehr nicht mehr. Reagiert der Entgegenkommende nicht, nutzt dir auch eine Notbremsung nichts mehr. Du bist der Reaktion des Gegenverkehrs vollkommen ausgeliefert.


    Der Gegenverkehr muss aber nicht dein Überholen entstehen. Es kann auch sein, dass er gerade selbst am Überholen ist. Diese Situation kann also weder beeinflusst noch verhindert werden. Auch wenn du hinter einem anderen Fahrzeug fährst, kann sie entstehen.


    Nimm jetzt die vielen anderen Gefahrenmomente, die es auf Ortsdurchfahrten und auf Landstraßen gibt, so birgt die "langsame Fahrt" mehr Gefahrenmomente als die Autobahn.
    Während du auf einer Autobahn auf 100 km vielleicht nur ein paar Auffahrten als "regelmäßigen Gefahrenmoment" hast, sind es auf Landstraße und Ortsdurchfahrten durchaus pro Kilometer schon jeweils mindestens 1 Einfahrt/Kreuzung an der jeweils Gefahr drohen kann.


    Ich habe auf Landstraßen immer viel mehr an Gefahrensituationen erleben müssen als auf der Autobahn. Sehr viele Autofahrer fahren dort nicht so konzentriert "ist ja nicht die gefährliche Autobahn". Gerade "typische Arbeitswege" werden oft "im Halbschlaf gefahren"


    -----------------


    Deine Argumente, @ broken, zeigen mir, dass du auch mindestens eine leichte Angst vor der Autobahn hast.
    Ich weiß, dass du mir immer ein anderes Argument gegen die Autobahn liefern wirst. Es gibt gegen alle Straßen entsprechende Argumente.
    Das ändert aber nichts daran, dass dieses Thema eigentlich die Angst vor der Autobahn nehmen soll udn sie nicht noch weiter schüren soll.


    PS:
    Die maroden LKW ( ich nenne sie für mich "Rollbomben") lagert sich mittlerweile auf die Landstraßen aus. Gerade diese LKW scheuen die Autobahn, weil sie dort mit häufigen Kontrollen durch BAG und Polizei rechnen müssen.

  • Seit Beginn dieses Themas habe ich noch einmal genauer darauf geachtet, ob und welche Gefahrenmomente faktisch eine "Autobahnangst" hervorrufen könnte.


    Die Offline-Userin hatte mich einmal als "Chauffeur" gerufen , da sie nicht selbst fahren konnte.
    Obwohl ich wirklich nur Tempo 80-90 fuhr und mich hinter LKW hielt, und es keinerlei Gefahrenmomente gab , bat sie mich danach, für den Rückweg doch lieber die (gleichlange) Landstraße zu nehmen.
    Auf der Landstraße fühlte sie sich wohler, obwohl ich da einige Male einige Gefahrensituationen nur durch extremes Bremsen oder Beschleunigen klären konnte. Mehrere Situationen also, die zu einem Unfall hätten führen können.


    Wieso glauben die meisten Autofahrer eigentlich immer noch, dass Landstraßen mit Ortsdurchfahrten weniger gefährlich sind ?
    1) Man glaubt, dass ein geringeres Tempo mehr Sicherheit bei einem Aufprall-Unfall bedeutet.
    Diese Regel stimmt nur bis 60 km/h. Fährt man schneller, schützt dich die Fahrzeugtechnik nicht mehr. Die Aufprallfolgen sind dann genauso schlimm wie bei extremen Tempo: Du überlebt nur, wenn der Schutzengel schnell genug war.

    2) Man fühlt sich sicher, weil man keine "Raser" bemerkt.
    Als "Raser" werden nur die bezeichnet, die weit über der erlaubten Geschwindigkeit fahren. Tempoüberschreitungen von 10-20 km/h werden auf Landstraßen als "durchaus normal" wahrgenommen . Fährt man aber Autobahntempo, so wird der gleiche Tempoverstoß als grober Verstoß bezeichnet.


    3) Die Medien berichten überregional kaum über "einfache Landstraßenunfälle"
    In der Regel wird nur über Unfälle mit "großen Konsequenzen" berichtet und über die, die von überregionalem Interesse sein könnte. So hört man zwar immer wieder von Massenkarambolagen auf der Autobahn, jedoch nie über ähnlich schwere Unfälle in einer einzelnen Region.
    "Wenn ich nichts davon in den Nachrichten höre, ist nichts passiert" . Eine trügerische Sicherheit.


    Ich habe jetzt mal nach Statistiken gesucht, die zeigen sollen, wie gefährlich Landstraßen wirklich sind.


    Die AUTOZEITUNG hatte für 2013 folgende Ergebnisse.

    Zitat

    Auffallend ist auch die Entwicklung auf Landstraßen, wo sich laut ADAC im Schnitt stets 60 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle ereignen.


    2013 gab es innerorts 1.746.474 Unfälle. Dabei wurden 977 Menschen getötet und es gab rund 475.000 Verletzte. (Link zum PDF-Dokument)
    Auf Land- und Bundesstraßen gab es 492.734 Unfälle. Bei Ihnen gab es 1.934 Getötete und rund 200.000 Verletzte.
    Link zum PDF-Dokument
    Auf Autobahnen gab es insgesamt 152.173 Unfälle. Dabei wurden 428 Menschen getötet und rund 53.000 verletzt.
    Link zum PDF-Dokument


    Egal wie man die Zahlen dieser Statistik auslegen möchte/will. Sie sind sowohl von der Unfallhäufigkeit als auch von der Anzahl der Verletzten und Getöteten ganz eindeutig: Auf allen anderen Straßen gibt es mehr Unfälle und Verletzte/Getötete als auf der Autobahn.


    Man darf natürlich nicht vergessen, dass sich auf der Autobahn eben nur ein Bruchteil des Verkehrs abspielt. Hierbei ist die Verkehrsdichte in Ballungszentren aber höher als überland.
    Wenn man aber die Wahl hat, sollte man eben die Straßenart nehmen, bei der die geringste Unfallwahrscheinlichkeit besteht.


    Seit Beginn des Themas bin ich aber auch wieder zum "Autobahn-Kilometerfresser" geworden.
    Das liegt an zwei Ursachen:


    1) Um mein Ziel zu erreichen, ist die Autobahn sowohl die schnellste als auch definitiv die kürzeste Verbindung.
    Während ich auf der Autobahn nur 2,5-3 Stunden benötige, brauche ich für die rund 400 km Landstraße (mit vielen Ortsdurchfahrten) rund die doppelte Zeit.


    2) Ich fahre jetzt einen anderen Wagen, mit dem ich eine völlig andere Strecke nehmen muss.
    Ich darf wegen einer "falschen Umweltplakette" die Ballungsgebiete nicht mehr auf anderen Straßen als Autobahnen durchfahren.
    Selbst wenn ich Autobahnen meiden wollte, dürfte ich es also nicht mehr


    Natürlich gab/gibt es dabei auch sehr oft Gefahrenmomente, die es auf Landstraßen kaum gegeben hätte.
    - Rechtsüberholer, die sich einfach "nicht hinten anstellen wollen"
    - Unkonzentrierte Autofahrer, die nach einer Baustelle einfach zur Seite ziehen .. obwohl ich direkt neben ihnen fahre.
    - Lichthupendrängler, denen es nicht schnell genug gehen kann


    Dagegen gibt es jedoch die "Gegenmaßnahme" , dass man eben auch mit den Fehlern anderer Fahrer rechnet und entsprechend reagiert .. und natürlich .. Gelassenheit und Geduld mit den anderen .
    Das sollte man aber auch auf anderen Straßen "intus haben" , sonst bleibst du schon bei der ersten Gefahrensituation "auf der Strecke".